Ich musste stark sein,
immer,
wenn Gefühle anklopften,
laut und dringend.
Gefühle waren gefährlich,
unerwünscht,
also lernte ich,
eine Rüstung zu tragen.
Als Kind weinte ich schnell,
Tränen kamen wie Regen,
weil jedes Wort, jeder Blick
mich verletzen konnte.
Doch irgendwann
legte ich das Weinen ab,
damit es leichter wurde
zumindest für die anderen,
nicht für mich.
Heute wünschte ich,
ich hätte es mir erlaubt:
Gefühle sind kein Zeichen von Schwäche.
Und doch fällt es mir so schwer,
diese Türen wieder zu öffnen.
Ich bin oft müde,
leer,
ängstlich vor der Traurigkeit,
die so lange abgewiesen wurde.
Ich will sie empfangen,
mit offenen Armen,
doch der Kampf in mir
schaltet nicht ab.
Manchmal scheint es schwerer,
Gefühle wieder zuzulassen,
als sie je zu unterdrücken.
Vielleicht,
weil das Unterdrücken
mir so vertraut geworden ist.
Aber ich weiß,
es ist nie zu spät.
Mit Zeit,
mit Geduld,
mit Mut,
werde ich lernen,
meine Tränen nicht mehr zu fürchten,
sondern ihnen einen Platz zu geben
wie einem alten Freund,
der lange vor der Tür stand
und endlich wieder hereindarf.