Mindfullness - ein neues Modewort?
Schon oft habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was dieses Wort "Achtsamkeit" eigentlich bedeutet. Was heißt denn das genau? Was überlegen wir uns, wenn wir es hören, an was denken wir dabei? Ist es wieder nur ein Modewort, das unsere Aufmerksamkeit gerade jetzt dringend benötigt, weil es in aller Munde ist, im Internet tausendfach verbreitet, von Psychologen und Psychiatern munter besprochen wird, oder steckt doch etwas mehr dahinter?
Es gibt eine Unmenge von Achtsamkeitsbüchern, Achtsamkeitskursen, Achtsamkeitsübungen, und was weiß ich noch alles, derer wir, seien wir ehrlich, manchmal sogar ein bisschen überdrüssig werden. Kürzlich habe ich in der Bibliothek in einigen dieser Bücher gelesen und dabei festgestellt, dass die meisten nur die Achtsamkeit für sich selbst beschreiben, die Übungen sind nur für uns. Wir sollen, müssen achtsam mit uns selbst umgehen, damit wir die verschiedenen Situationen, in denen wir stecken, meistern können.
Geht es bei Achtsamkeit wirklich nur um uns, um das eigene Ich?
Wie steht es nun mit der Achtsamkeit unseren Mitmenschen gegenüber? Heißt Achtsamkeit vielleicht nur, dass man hinter den von außen blickdichten Vorhängen oder am Türspion stehend aufpassen muss, was der Nachbar gerade so treibt? Hat er den Müll getrennt und zur richtigen Zeit und nur in den dafür zu verwendenden Säcken auch im dafür bereitstehenden Container verstaut, Papier und Karton für die Sammlungen auch korrekt zusammengebunden, seine Schuhe auch wirklich reingenommen, oder stehen sie immer noch vor seiner Wohnungstüre? Hat die Nachbarin von nebenan ihre Wäsche auch aufgehängt, sind ihre Fenster auch wirklich blankgeputzt und die Treppe sauber gewischt? Wie es sich gehört. Darf man aus der auf sich bezogenen Achtsamkeit heraus mit dem hocherhobenen Zeigefinger auf andere zeigen, nur, weil man meint, man sei perfekt? Dann würde es Wachsamkeit heißen, also ein Aufpassen.
Oder bedeutet Achtsamkeit vielmehr:
Achtsam miteinander umgehen, zueinander sein, sich gegenseitig unterstützen, zur Seite stehen, zuhören, helfen. Ein respektvolles Miteinander, anstatt nur an sich selbst zu zu denken. Dafür benötigen wir keine gescheiten Bücher, Trainingskurse und Übungen.
Und sparen erst noch viel Geld.
Und doch: Wenn ich achtsam zu mir selbst bin, dann bin ich es auch zu meiner Umwelt, meinen Mitmenschen.
Mit etwas mehr Achtsamkeit, auch zueinander, könnte - vielleicht - unsere gemeinsame Welt irgendwann doch etwas besser werden.
Es gibt doch dieses berühmte Zitat:
“Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.”
Leider halten wir uns viel zu selten daran.
Dabei ist es in der heutigen Zeit wichtiger denn je.
Ach ja, auf den letzten zwei Seiten in einem dieser spannenden Bücher habe ich dann tatsächlich noch etwas von "achtsam zueinander" gelesen.
Das fand ich echt toll.
17.06.2025