Gedichte Über Freund - Seite 45

Glückliche Lebensmomente

Nach den vielen, tristen Jahren
Den Freund von Ferne endlich zu sehen:
Selig Erinnerungsfreude bewahren,
Zu der man ehrlich darf auch stehen.

Da wird jetzt wieder hochgeladen,
Was man gemeinsam schon erlebt,
Als wir uns jung zusammentaten
Und diese Welt jugenddurchwebt.

Das waren Zeiten, als das Herz
Noch unumwunden mitgemacht
So manchen Witz und derben Scherz,
Bei dem noch heut' das Antlitz lacht.

Lebendig sagen, was verklungen
Und selig sich ins Lächeln bindet:
Zitate von gegangenen Zungen,
Wo sich so manche Weisheit findet.

Das junge Dasein ist entschwunden,
Heut lebt man in der andern Welt:
Schmerz hat sich ins Alter gewunden,
Doch bleibt ein Herz, das reich erzählt.


©Hans Hartmut Karg
2023

*

Bleib doch noch
Für einen Moment
Wir werden schon früh genug
Von einander getrennt
Bleib noch und
trink noch ein Glas
Komm wir reden
über dies und das
Nur geh noch nicht
Noch nicht jetzt
Mein Herz ist jetzt schon
Zutiefst verletzt
Denn du hast mich schon
So oft versetzt
und was bleibt uns dann zuletzt?
Nur Erinnerungen
An schöne Momente
Oder doch nur die Tatsache
Dass Zeit und Ort uns trennte?
Bleib noch bis zum Morgengrauen
Dann kannst du ja ganz schnell
Abhauen
Wenn ich tief und fest schlafe
Und mich nicht damit bestrafen
Mich von dir
verabschieden zu müssen
Ich würde dich
vielleicht zu gern noch küssen
Du sollst wissen
Ich hab dich sehr gern

Du mein Freund

Was wär' die Welt ohne uns Zwei?
Sie wäre öder, wäre ärmer,
Denn eine Flucht ins Vielerlei
Ist Spielball für die großen Lärmer.

Dein Du war immer schon mein Ich,
Wenn ich besuchend zu Dir kam.
Dann dreht' die Erde schneller sich,
Weil ich Dein Geistsinnen vernahm.

Männerfreundschaft kennt das Band,
Welches ein Freisprechen spendet,
Nicht einmauert Herz und Hand,
Auf Augenhöhe Botschaft sendet.

Man sehnt und hört die Stimme gern,
Immer freut man sich auf Begegnung.
Die ist mir mehr, als lebensfern –
Netzanstrengung ohne Segnung.

Oft wird das Reden zur Lachnummer
Ernst ist es in der Welt doch schon.
Auf diese Weise flieht der Kummer,
Freundlich lockt der Rede Ton.

Bereichernd wirkt die Litanei,
Denkliebe folgt dem Fabulieren:
Das Wortfinden lockt Plauderei,
Die Fantasie darf höherführen.


©Hans Hartmut Karg
2023

*

A.Y.
Ich habe dich vergessen,
weil ich so sehr von jemandem bemerkt werden wollte
Ich habe vergessen,
dass ich mit dir sprechen konnte
Ich soll ein Mensch sein
Aber ich war kein Mensch
Ich war ein Untermensch
deine Gefühle zerdrückte ich gern

Niemals habe ich gefragt,
was war los mit dir
ich war wie ein Untier
obwohl ich habe Tier

In meiner Raserei
habe ich meine Kinderei
geführt
Ich habe alles zerstört
Ich war in Wut geraten
Ich habe dich gebraten

Ich weiß nicht, wie soll ich das wiedergutmachen
Ich bin kein Jurist
denn das muss ein Spezialist
bewerten,
oder andere Gelehrten
ob ich beschuldigt werde