Gedichte Über Freund - Seite 32

Halt
Wie nur soll ich
Halten?
Fest halten?
Wenn ständig etwas verloren geht
Anhalten?
Wenn es doch immer weiter geht
Stand halten?
Wenn alles um mich herum fällt
Bei behalten?
Wenn alles verteilt wird
Mich raus halten?
Wenn nur Unrecht um sich greift
Wie nur soll ich
Festhalten?
Wenn doch alles verloren ist
Suche mich, finde mich
Und dann:
Halte mich
Hilf mir
Zusammen zu halten
©Inge Millich

Ich besuche dich schon ziemlich lange,
vielleicht so acht, neun, zehn Jahre.
Heb die Hand, ein Gruß, leicht bange,
mit dem Rad während ich fahre.

Wenn ich Zeit hab, halt ich an.
Du stehst auf einem kleinen Hügel.
Der Wind zieht deine Äste ran,
mal breitet er sie aus wie Flügel.

Umarmt hab ich dich auch schon mal.
Heimlich, schnell und unerkannt.
Deine Rinde war ganz fahl
und ein Herz war eingebrannt.

Ich schau hoch, doch du nicht runter.
Du gibst mir Schutz und ganz viel Kraft.
Dein Laub, mal grün oder mal bunter,
starke Wurzeln bringen Lebenssaft.

Kennst du mich, so wie ich dich?
Gebe ich dir etwas wieder?
Besucht dich jemand außer ich?
Wäre dir ein anderer lieber?

Versöhnungsmahl

Wenn Du im Streit mit einem lebst,
Lade ihn ein zu schönem Essen,
Denn wenn Du nach Vollendung strebst,
Sollten die Seelen wohl genesen.

Du weißt ja, dass die Seelen leiden,
Wenn Begegnung sie nicht pflegen,
Sich befinden nicht im Runden,
Weil sie ohne Nähesegnung.

Binde den Zaudernden an Dich,
Er wird es Dir so gerne danken.
Den Anstoß gibt er ja nicht sich,
Denn er befindet sich in Schranken.

Allein Du must den Weg beschreiten,
Den er für sich nicht gehen kann.
Deshalb solltest Du ihn begleiten,
Erlösen aus dem Trennungswahn.


©Hans Hartmut Karg
2021

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