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Gedichte über Energie - & Seelenvolles - Seite 6


verbunden

Die Musik nimmt mich gefangen,
von der ersten Sekunde an,
ich schwinge und schwebe,
bebe im Takt und schreie nach mehr,
ich sehen mich danach, Flugstunden zu nehmen,
wie ein Seeadlerküken an der Steilküste,
breite meine Schwingen aus
und lasse mich Gehen und Treiben,
wiege mich im Takt durch die Lüfte,
nehme jeden Aufwind mit,
um mich dann wieder auf den Wellen niederzulassen,
Schaumkronen und ich tanzen um die Wette,
solange keiner verliert,
die Natur spielt mit den gezeiten,
die Zeit spielt mit der Natur und verrückt,
Uhren drehen sich rückwärts,
um die Zeit zu vergessen, so wie ich,
mein Zeitgefühl ist schon lange dahin,
und das ist gut so, fühlt sich gut an.

Rauchiger Jasmin weht mir durch die Nase
und macht mich ein bisschen verrückt – nach Meer,
ich bin, wo ich bin, tanze barfuß auf den Wellen,
trommele mit den Füßen
auf den alten staubigen Lehmboden,
trommele mit den Fäusten auf meine Brust,
tanze ungeahnte und unbekannte Schritte,
Ameisen lassen erstaunt ihre Früchte fallen
und sehen mir begeistert zu,
klatschen im Ameisentakt zur Musik.

Mit verbundenen Augen lausche ich der Musik,
die aus dem Inneren der Erde zu kommen scheint,
trommeln und flöten, flöten und trommeln
spielen und sprechen miteinander,
lassen mich den Rhythmus tanzen,
den ich mit meinen Füßen aus der Erde aufsauge und spüre,
ich gebe mich der Dunkelheit hin, die mich umgibt,
die Ameisen tanzen mit,
wir sind alle Brüder, verbunden,
lediglich unsere Körper unterscheiden sich voneinander,
die Achtung und der Respekt voreinander
die Nähe und den Umgang miteinander,
wir alle feiern ein Fest des Glücks,
des Lebens, der Verbundenheit,
niemand ist falsch oder schlecht,
alle sind richtig und echt, wahrhaftig!

Noch immer folgen meine Füße intuitiv
dem Takt und der Melodie der Musik,
die von Ameisengesängen begleitet wird,
das Band um meine augen lässt mich
die reale Welt vergessen
und gleichzeitig die spirituelle Welt entdecken,
meine Füße spüren den sandigen Boden,
entdecken jede noch so kleine Unebenheit,
bestimmen bewusst den nächsten Schritt,
meine Arme suchen weit ausgestreckt,
den nächsten Felsen zu erreichen,
der weit Weg ist.

Das Tuch um meinen Kopf wird feucht
durch den Schweiß,
ich verdunste mehr Flüssigkeit,
als der gesamte Ameisenstaat
in einem Monat braucht,
kleine Bäche salziger Flüssigkeit
rinnen meinen Körper hinab
und versammeln sich gemeinschaftlich
und wissbegierig zu meinen Füßen,
um von dort eine weitere Reise
durch den weiten Lehmboden anzutreten.

Grillen und Grashüpfer haben sich zu uns gesellt
und stimmen mit ihren Hinterbeinen
in den Rhythmus mit ein,
ein Schnarren, Schaben und Rastern ist zu hören,
dass es nur so eine Freude ist.

Auf einmal kann ich eine Stimme vernehmen,
einen Bass, wie ich ihn noch nie zuvor gehört habe:
satt, tief, männlich, urig,
ich erschaudere voller Ehrfurcht
vor dieser magischen Stimme,
sie reiht sich ein und gestaltet und prägt den Klang
dieser Naturmelodie ganz wesentlich mit,
ich staune, wie lange diese Stimme
den tonalen Bass halten kann und merke,
wie ich nach Luft schnappe,
erst jetzt wird mir klar, dass es mein Körper ist,
der diesen wunderschönen männlichen Bass hervorbringt,
dass ich mit tiefer und lauter Stimme
meinen Erdungsgefühlen und –empfindungen
Ausdruck verleihe,
ich bin erstaunt über mich selbst
und erfreut und glücklich zugleich.

Ich höre, wie der Chor der Ameisen
und Käfer und Hüpfer zu tanzen beginnt,
sie stampfen abwechselnd mit den linken
und rechten Hinterbeinen in den feuchten Sand,
ihr stampfen schwingt durch den Boden hindurch
bis zu meinen Füßen und kommuniziert
und korrespondiert mit meinen Schritten,
die nach wie vor unablässig auf den Boden stampfen,
als würden sie eine geheimnisvolle Botschaft aussenden.

Meine Hände kreisen um meine Handgelenke,
als wollten sie die Natur um mich herum
beschwören und verzaubern,
meine Arme kreisen um meine Hände
und unterstützen ihre Intention,
meine Augen vermissen nach wie vor kein Licht,
und meine restlichen sechs Sinne
spüren die Natur und meinen Puls,
der im Takt der Musik schlägt, mich leitet
und durch diesen phantastischen wie endlosen
tanz der Nacht führt und begleitet,
ich gehe völlig auf in dieser Welt,
und während mein Bass weiter schwingt,
tanze ich bis in den frühen Morgen hinein…


ls220111
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schattenmond

Dunkle Wolken ziehen langsam über den Himmel,
heute Nacht erwacht der Schattenmond.
Ein leuchtendes Rund voller Geheimnisse.
kein eigenes Licht, kein eigenes Leben, denke ich,
meine Gedanken dümpeln dahin,
die goldfarbene Käsekugel indessen leuchtet unbeirrt weiter,
strahlt in alle Erdlöcher,
da wo Elfen und Feen wohnen, zuhause sind.
Glühwürmchen und Nachtalben lassen sich
vom Sonnenlicht des Schattenmondes inspirieren
und fangen an zu tanzen.
Die zarten Lichtkegel füllen sich mit allerlei Getier
und werden zu Leuchtkugeln.
Das Dickicht denkt dunkle Gedanken,
mehr, als ich jemals dazu imstande sein werde.
Ich bin erleichtert:
auch die Natur kennt gut und böse, phantasiere ich,
dann muss ich lachen:
so ein Quatsch, schießt es mir durch den Menschenkopf.
Faune und Falben gesellen sich zu den Elfen und Alben.
Die Nacht spinnt ihr eigenes Netz,
Glühwürmchen und Erdkäfer schreiben die Klänge fort,
tanzen ihre ureigenen Rhythmen.
Das Land bebt, der Boden atmet alles Leben.
Der Schattenmond wirft seine Schatten voraus:
die Nacht hält nicht ewig,
aber sie bleibt ungeahnt intensiv,
gespenstisch und mystisch.
Der Gott der Tiefe steigt aus einer Quelle empor
und lässt sie warm sprudeln,
die Gedankengespinnste der Elfen verfangen sich
in den Nachtnetzen des anbrechenden Tages.
Faune und Falben trinken vom Wasser der Tiefe
und ergötzen sich daran.
Der Tanz der Glühwürmchen wird zur Meditation
für alle Tiere und Wesen, die gerade sind.
Zum Ende der Nacht befreien sich die Wolken
und weinen Weichen regen.
Der Schattenmond entlässt diese Nacht des Tanzes
in einen neuen Tag und verstummt.
Alles geht, wie es gekommen ist…


ls270111
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Nackt

Ich bin nackt
und fühle mich frei,
frei, frei, frei,
unendlich frei,
so ganz ohne Klamotten,
ohne Hülle,
bloße Haut
um mich herum,
überall an mir,
Haut und Haare,
und sie wehen im Wind,
meine Haare,
der um meine Beine streicht,
meine Hüften, meinen Bauch,
meine Brust und meine Arme auch,
ich strecke sie aus in den Wind,
um nach Luft zu greifen,
greifen, greifen,
wann werde ich begreifen,
dass ich schön bin?
So wie ich bin!
Ich springe nackt ins Meer,
esse mit den Fingern,
freue mich an mir
und meinem Geruch,
meinem Körpergeruch,
er ist einzigartig,
mein Körper,
mein Geruch,
niemand auf dieser Welt
sieht so aus wie ich und
niemand auf dieser Welt
riecht so wie ich,
das finde ich toll!
Manchmal, da stelle ich mir vor,
wie es wäre,
wenn ich mein Leben
nackt verbringen könnte:
Keine Unterhosen mehr,
keine Strümpfe,
keine engen Hemden,
im Sommer barfuß durch die Stadt
an jeder Straßenecke eine Dusche,
um sich abzukühlen,
und die Sonne trocknet mich wieder
in wenigen Minuten,
Luft, Sonne, Wind und Wetter,
direkt auf meiner Haut
und im Winter wächst mir ein Fell,
damit ich nicht erfriere
vor lauter Kälte,
ein Menschenpelz sozusagen,
warm und wohlig weich,
damit man sich auch im Winter
streicheln und
aneinander kuscheln kann,
um diesen Pelz dann im Frühjahr
wieder abzuwerfen
und nackt durch die Sonne zu spazieren,
splitterfasernackt
durch Wiesen und Wälder,
Flüsse, Fluren, Felder
durch Blumen und Auen,
um aufzutauen und zu sitzen
zusammen zu schwatzen und zu schwitzen
Perlen aus Poren
lugen hervor ganz unverfroren
sorgen für Kühlung unter der Haut,
wehe, wenn ihr euch nicht traut!
Kommt herbei und lasst mich schwitzen,
lasst mich nicht im Trockenen sitzen!
Dann stapfe ich durch weißen Sand
entlang am Meeresstrand,
unterhalte mich mit Muscheln,
die in den Wellen kuscheln,
höre die Botschaften der Möwen
und beobachte Seelöwen,
um von ihnen das Schwimmen zu lernen,
schade, dass ich keine Schwimmhäute habe
schade, dass ich keine Flügel habe,
mit denen ich durch die Lüfte segeln könnte,
wie ein Pelikan oder Albatros,
aber dafür habe ich mich
und meinen Körper,
meinen wundervollen, schönen,
einzigartigen Körper,
der so vieles kann,
auch wenn er vieles nicht kann,
so bin ich doch sehr glücklich und zufrieden
mit mir
und wünschte mir
ich hätte den ganzen Tag Zeit,
Zeit für mich,
um mich stundenlang zu betrachten,
wenn ich nackt bin


ls120803
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