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Gedichte über Energie - & Seelenvolles - Seite 5


Wortlust II

Schreiben, schreiben, schreiben, Wortfragmente einverleiben,
sitze, schwitze und zerlese – Bücher wie einen Löcherkäse,
fließen, fließen, Silben sprießen – wie
Hülsenfrüchte aus dem Boden schießen /
Blätter – rascheln, Blätterwald, Retter basteln Wetter bald,
Kinder tanzen froh im Regen, Nässe, Nüsse, Küsse, Kindersegen,
Tau-send Tropfen pitschen patschen,
Tintenkleckse klitschen klatschen,
auf Papyrus, grüne Gräser, während kleine Tintenfässer,
eingedrückt in weiche Erden, darauf warten, geleert zu werden,
wilde Pflanzen, Honigblumen blühen auf und Bienen summen
Kanon-aden wilder Reime,
gelb-schwarz-gelbe Streifenträume
stechen, stanzen Impressionen,
Blasen blubbern Seifenschäume,
Buchstaben schaffen Illusionen,
Bilder, die die Welt bewegen, meine Phantasien anregen,
die mich noch verrücken können, Distanzen überbrücken können,
mich Leeren überwinden lassen,
bis Gefühle sich in Worte fassen, 100194
Luftballons vor Freude platzen,
Schuhkartons im Keller schmatzen,
Ratten sich an ihnen reiben, darum muss ich
schreiben, schreiben, schreiben, Wortfragmente einverleiben,

Mäuse mausen mir Papier, und ich neige zu vergessen,
ich bin nicht zu Hause hier,
an einen Baum gelehnt höre ich sie fressen,
spüre Echsen mit Vielfarbenklecksen
unter mir meine Hände streicheln,
sehe Regen meine Worte meucheln,
Fluss des Lebens, schwarz, weiß, rot,
Kuss des Bebens, nur der Tod ist tot,
zittere, wittere – neue Ergüsse
des Himmels, meines Hirns, meiner Lendenküsse,
Lust und Schreiben unumwunden,
eng umschlungen einander verbunden,
Schreiber bis zur Leere geschunden
wie ein Wolkenbruch mit jungen Hunden,
schreiben, schreiben, schreiben, Wortfragmente einverleiben,

Tag und Nacht Gedankenfetzen,
die in Reimen keimen, Silben, Sätzen,
sich in mein Papier einätzen, ohne es doch zu verletzen,
ungebleichte, zellulose – Gedankengänge in die Hose,
Stapel, Stöße, die sich füllen,
Lebenshunger in Dunkelheit hüllen,
Durstgeschöpfe im Stillen stillen,
um zu ihrer Zeit wieder hervorzuquellen,
wild und wogend, ungebrochen, Herzen, die noch immer pochen,
unverbrämt, -verschämt, -gezähmt,
Fontänen voller Freude spritzen,
Glockenblumen, Glücksfeen gießen
Liebeslust und -leid mit süßen
Düften, Blüten, leck'ren Früchten,
aus auf grüne Tummelwiesen,
Obst- und Wortsalat, -geschichten,
die mich, wie ich sie, genießen,
sich mit mir heiß und innig reiben,
bis Gedichte sich von selber schreiben,
schreiben, schreiben, schreiben, Wortfragmente einverleiben,

muss was sagen, geben, zeigen, saugen, gucken und beäugen,
Schriften stiften, in Grüften schuften,
Düfte lüften, wo Lüfte duften,
Sinne rauben mir mein selbst,
Chinesen nennen diese Zeit den "Helbst",
alles schwimmt und springt und sticht
in See, in lichte See, ins Licht,
nur das Nichts, das tut es nicht,
denn das täte ziemlich weh,
und plötzlich eilt die Glockenblumenfee
herbei und kühlt den Schmerz mit weißem Schnee /
Tauben, Trauben, Tränen triefen
aus traurig dunklen Abgrundtiefen /
Schluchten, Buchten, die mich fangen,
wie ich Bilder fange,
wie ich Schmetterlinge beobachte,
um sie davonfliegen zu sehen,
sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken,
sich die Finger nach dem Schreiben lecken,
unbezähmbar meine Gier, nach Tinte, Feder und Papier,
hier und jetzt und jetzt und hier,
aus ICH wird MICH, aus MEIN wird MIR /
ist nach
schreiben, schreiben, schreiben, Wortfragmente einverleiben,

bis die Spatzen von den Dächern platzen,
bis die Pfeifen vor Neid ersticken,
bis die Blässe vor Scham im Boden verglüht,
bis versunkene Sonnen im Meer versäumen,
von Wortgewändern weich zu träumen,
zu spät, zu spät, es ist soweit,
"Nimm Dir, nimm Dir!", mahnt die Zeit,
meine Seele will mitteilen,
bis in alle Ewigkeit...

...darum muss ich schreiben, schreiben, schreiben...


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didgeridoo

beben, beben, –
beben in der Erde,
beben in mir
ich zittere, wittere
sanfte Wellen der Weichheit
zart wabernde Wogen
vibrierend tiefe Wasser
die mich zärtlich umschließen,
einhüllen, einlullen
ich gebe mich hin,
dem Tanz der tanzenden Luft,
den Wellen, die den Sand
um meine Füße spülen
und fange an, glücklich zu sein
tausend Tropfen taumelnder
und torkelnder Töne
tropfen mir ins Bewusstsein,
meine Ohren klingeln,
während wuselnde Klänge
in meinen Ohren klingen und schwingen,
wie Möwen am Strand

mir wird schwindelig,
ich taumele und tanze in die Nacht
Schreckgespenster begrüßen mich
und heißen mich Willkommen
in der Welt der tausend Schatten,
sie wachsen hinauf bis zum Mond,
daher wohl auch der Ausdruck
„Nachtschattengewächse“
ich bin glücklich
alles stimmt, alles passt
die Zeit vergeht
nicht – sie steht – still –
und schweigt das Schweigen
der Lämmer

der Erdpuls nimmt meinen Puls
in sich auf
und trägt ihn mit fort
an unbekannte Orte
ich glaube, fliegen zu können
und breite meine Schwingen aus
wie ein Albatros,
segele von Felsen zu Felsen
und lasse mir die Gischt des Meeres
durchs Gefieder spritzen
träume ich oder wache ich?
ich weiß es nicht,
es scheint keine Rolle zu spielen
mein Tanz durch die Winde
gleicht dem Tanz der Gischtkronen
auf den Wogen des Meeres,
Ewigkeit scheint belanglos,
nur das jetzt zählt,
Sterne sammeln sich zu Haufen,
während sich Monde zusammenraufen
der Kosmos kennt keine Verspätung,
alles geschieht zu seiner Zeit
Kometen streifen Planeten
und Sonnen sich im Sonnenlicht

die Welt erzählt seltsame Geschichten
und Vögel und andere Lebewesen
stimmen mit ein,
singen das Lied des Lebens,
das schon immer da war,
manchmal kaum hörbar,
dann wieder mit
Ohren betäubendem Lärm,
sodass man sich selbst nicht mehr hört
Rohre röhren dunkel wie Hirsche,
hell wie das Licht,
die Natur erschafft sich wieder von selbst,
ein endloser Kreislauf,
der meinen Atem gefangen nimmt,
der mich immer wieder aufs neue
staunen lässt,
voll von Ehrfurcht und Respekt
vor allem leben…


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urtöne

Es ist ein dumpfer, tiefer,
trötender Klang, der ertönt,
begleitet von Phasen, Schwingungen und Vibrationen,
blechern bisweilen,
dann wieder unendlich basslastig,
schnarrend, schnaubend, dröhnend und stöhnend,
tief und trompetend, brummend und bratschenartig
lädt er zum Mitbrummen ein,
zum Mitsummen und –schwingen:
der Urton der Erde, unserer Erde,
erzeugt aus den Urtiefen des Planeten,
aus den Schwingungen des Erdballs
in der Umlaufbahn um die Sonne.
Unglaublich, faszinierend, betörend,
ja fast schon beschwörend –
dringt er durch den Raum, den Kosmos,
dringt in mich ein,
durchfährt und durchströmt mich
bis in jede Zelle meines Körpers,
lebendig und kraftvoll, spirituell und sphärisch,
wie ein lebendes Didgeridoo,
geboren, um zu klingen,
und ich stimme mit ein,
lasse meine Stimme mit geschlossenen Lippen dazu klingen,
meine Stimmbänder, meine Kehle,
meine Brust, mein Brustkorb vibriert,
mein Körper schwingt, musiziert und klingt,
als wäre er eins mit diesem Planeten,
vielleicht sind die Brummtöne meines Tourette
nichts anderes als kosmische Tics,
laute der Planeten bei ihrem Umlauf um die Sonne.
Schon immer hatte ich brummende Tics,
und schon immer habe ich geahnt:
sie sind archaisch, sind Urtöne des Lebens,
meine Urtöne meines Körpers und meiner Seele
in Verbindung mit meinem Ursprung, der Erde,
mein Tourette als Kreation, als Kreatur,
als kreative Gebärmutter meiner eigenen Trtöne,
das ist ein phantastisches Gefühl:
mein Tourette als archaisch-kreatives Element meiner Seele,
meines Ursprungs,
die Geburt des Planeten setzt sich
in der Geburt jedes Lebewesens fort
und findet in jedem Laut eines Lebewesens seine Fortführung
und Rückführung an den Ursprung
die Ideen und die Gedanken von Krankheit als kreative Kreation
gefallen mir,
so lässt es sich leben, auch mit Tourette,
und so lässt es sich auch weiterhin brummen,
selbstbewusst und stolz,
auf jeden meiner Urtöne…


ls130909
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