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Gedichte über Eltern - Seite 55


Eltern

Eltern sind schwierig zu beschreiben.
Sie sind unflexibel, eigensinnig, stur und müssen immer Recht behalten,
komplexe Wesen, eine für uns Kinder unerklärliche Materie.
Doch eines muss uns Kindern unbedingt klar sein.

Sie sind der Grund, warum wir leben.
Sie sind der Grund, warum wir wissen, was Familie bedeutet,
der Grund, warum wir das Glück erfahren durften Teil einer solchen zu sein,
Teil von etwas Großem zu sein.

Sie haben die Menschen aus uns gemacht,
die wir heute sind,
die Menschen,
die wir immer sein wollten.

Sie haben uns gezeigt,
was richtig und was falsch ist,
wie man Würde und Stolz bewahrt.

Sie haben uns vorgelebt,
was wahrer Mut und wahre Stärke sind,
was Ehrlichkeit und Moralempfinden bedeutet.

Sie haben immer versucht uns zu beschützen
und uns trotzdem in die große weite Welt hinaus geworfen,
sahen zu wie wir fliegen gelernt haben
und haben uns aufgefangen, wenn es nötig war.

Sie haben uns die Angst genommen,
wenn wir welche hatten
und haben uns zugeflüstert,
dass alles wieder gut wird.

Sie haben uns immer unterstützt,
egal wie skurril unser Traum auch war.

Sie haben uns unsere eigenen Fehler machen lassen,
denn aus denen lernt man nun mal am meisten.

Sie haben uns immer gestützt und beigestanden,
haben uns Ratschläge gegeben, wenn wir einen brauchten
und haben uns sogar während der Pubertät ertragen,
anstelle uns einfach zu erschlagen.

Es gibt keine perfekten Menschen.
Weshalb es auch keine perfekten Eltern gibt.
Fehler werden immer wieder gemacht,
Entscheidungen werden immer wieder bereut.

Doch die Liebe wird immer bedingungslos bleiben.
Meine Eltern, meine Familie
würde alles für mich tun
und ich würde alles für sie tun.

Denn wir lieben die Menschen, die wir lieben nicht,
weil sie perfekt sind,
wir lieben die Menschen, die wir lieben, weil sie da sind.
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Wallenstein und die Jugend

Auch in Schillers „Wallenstein“ spricht man von der Tugend.
Diese, klagt der Feldherr laut, mangele der Jugend.
Oftmals scharf wie Messers Schneide, so der General fährt fort,
sei sie schnell und leichten Fußes mit der Tat und mit dem Wort.
Nehme Maß nur an den Dingen, die von ganz allein sich richten.
Und das heißt, sie denke niemals bis in allertiefste Schichten.

Seit den Zeiten Wallensteins läßt sich Folgendes beäugen:
Jugend ist mit Klug- und Weisheit nur recht schwer zu überzeugen!
Guter Rat ist immer teuer, wenn die Jugend ihn mißachtet.
Weil sie glaubt, daß jeder Ratschlag nur nach ihrer Freiheit trachtet.
Eltern, die sich Sorgen machen, sind aus deren Sicht nur „kleinlich“.
Und der Eltern Jugendsünden finden ihre Kinder „peinlich“.

Klotzig sind des Sohnes Schuhe, die wohl für den Sport gemacht.
Drüber schlabbern Pluderhosen – wehe, wenn der Vater lacht!
Tochter zeigt auf grünem Haarschopf stolz die „coole“ neue Kappe.
Mancher, der darüber spottet, kriegt dafür was auf die Mappe.
Wenn Mama sie dann betrachtet, im Gesicht Verdrossenheit,
lachen frischgepiercte Lippen über Mutters „Spießigkeit“.

Daß Geschmäcker sind verschieden, wußte auch Herr Wallenstein.
Denn schon damals galt das Motto: Jugend will stets anders sein!
Doch bevor die Jugend schwindet, ist verblüht schon ihre Mode,
weil seit Tausenden von Jahren Mode blutjung kommt zu Tode.
So verschwinden Mensch und Moden, niemals aber Spott und Hohn.
Aus den Kindern werden Eltern – das ist der gerechte Lohn!

© Micha Schneider
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