Gedichte über Eltern - Seite 36

Papa und Sohn allein zu Hause,
die Mama macht erst einmal Pause,
denn diese ist zur Kur gefahren, -
es tut ihr gut nach all den Jahren.

Nun muss Papa mit Wort und Singen
den Junior zum Schlafen bringen.
Man merkt, so einfach ist das nicht, -
der Sohn erstattet Frontbericht:

"Schon wieder das mit sieben Zwergen
und dem Schneewittchen in den Bergen,
die sich ins Zwergenbettchen legt, -
hat mich schon dreimal aufgeregt!

Das Zwergenbettchen ist doch klein.
Wie passt das große Girl dort rein?
Auch hat er mir was vorgesungen,
und das hat jämmerlich geklungen!

Dann fielen ihm die Augen zu,
jetzt hatt ich endlich meine Ruh.
Doch lange nicht," - so klagt der Sohn,
"nach paar Minuten schnarcht er schon!

Nun leid ich auch noch in der Nacht,
wie Tags, weil er das Essen macht.
Wenn doch die Kur vorüber wär, -
ach Mamilein, du fehlst mir sehr!"

Still, meistens stumm sitzen sie da,
haben sich nichts mehr zu sagen,
nehmen die Umwelt kaum wahr,
können sich selbst nicht ertragen.

Keiner beendet das Schweigen,
nur Seufzer durchqueren den Raum,
auch wenn die Tage sich neigen,
sieht einer den Anderen kaum.

Ihm sitzt der Griesgram zur Seite,
sie hat den Missmut gepachtet,
es gibt nur Stille und Weite,
Gefühle werden verachtet.

Die Liebe hat sie verlassen,
das Glück schwebt winkend davon,
selbst ihre Herzen verblassen,
verlieren den feurigen Ton.

Gewohnheit zieht ihre Kreise,
übernimmt den Kommandostab,
zwingt gnadenlos still und leise,
die Beiden hinunter ins Grab.

Ihr sagt,
rauchen ist ungesund,
aber ihr,
ihr raucht selber.

Ihr sprecht davon,
dass Alkohol süchtig macht,
aber ihr,
ihr trink ihn selber oft.

Ihr fordert von uns,
ein Vorbild für Mitmenschen,
aber selbst,
seid ihr keine.

Ihr fordert,
dass wir Strom sparen müssen,
aber selbst,
schlaft ihr vorm laufenden TV ein.

Ihr sagt,
ich soll gute Noten haben,
aber,
ihr helft mir nicht.

Ihr sprecht,
von Anerkennung, die ihr bekamt,
aber ihr,
ihr erkennt mich nicht an.

Der Papa ist kein Supermann,
weil der ja wirklich gar nix kann.
Schlägt er nen Nagel in die Wand,
ein Pflaster ziert gleich seine Hand.
Denn er hat zwei linke Hände,
unser Haushalt der spricht Bände.

So kriegt er dann schon rote Ohren,
wenn er Löcher mal soll bohren.
Mama tut zum Handy hasten,
holt er nur den Werkzeugkasten.
Ja auch Hammer, Säge, Feile
sind ihm fremd, die ganzen Teile.

Putzt er Schuhe welche Pein,
wixt braune er mit Schwarzcrem‘ ein.
Das liegt nicht daran das er spinnt,
er ist ganz einfach farbenblind.
Und macht er mal mein Pausenbrot,
das Messer, das färbt alles rot.

Dann hat er ab und zu das Essen,
auf dem heißen Herd vergessen.
Er wäscht gern Wäsche, ja und dann,
zieh ich mein Kleid der Puppe an.
Wirft er mich himmelwärts hinauf,
fängt er mich manchmal wieder auf.

Vergaß wohl, dass so lang er schreibt,
sein Schatz nicht oben hängen bleibt.
Ich schreib, weil ich nicht anders kann,
trotzdem ist super dieser Mann.
Dass dies stimmt, weiß ich genau,
es sagt auch seine Superfrau.