Gedichte über die Einsicht - Seite 102

Rheinische Fremdlinge

Aus dem Süden waren sie gekommen,
Hatten das ganz Land eingenommen,
Manches gebracht, manches mitgenommen,
Liebten, wo sie zur Liebe gekommen.

Einige kamen den Strom hinab
Bis hin zur Kölner Bucht.
Dort führte sie weiter der Stab,
Weil man sich das Neue ja sucht.

Das Kommen schafft neue Ziele,
Wird zur Heimat diesen Fremdlingen.
Es wachsen Ansprüche, Gefühle –
So kann Ansessigwerden gelingen!

Fremde brauchen die Fremde,
Um in der Welt heimisch zu werden,
Neugier steht in kurzem Hemde,
Weil sie andere Götter verehrten.

Das Fremde braucht die Fremden,
Nur so wird es langsam entschleiert,
Wo mit Arbeit und mit vielen Händen
Gemeinsames wird gut gemeiert.

Ob links, ob rechts des Rheins,
Menschen kommen, weil sie gebracht.
Schicksalsrecht gibt es da keins:
Man sieht gerne die neue Pracht.

So ist das mit den Fremdlingen,
Die aus dem Dunkel kommen:
Erst fremdeln sie bei neuen Dingen,
Doch dann wird Platz genommen.

Das Land nimmt die Fremden auf,
Es gibt Arbeit, Kleidung und Wohnung.
Das erschafft neuen Lebenslauf,
Auch Zwist – doch auch die Entlohnung.

Der Fremdling braucht diese Nähe,
Die Wärme im nahen Ortsfinden,
Weil er dort Frieden säe,
Wo sich die Seelen verbinden.


©Hans Hartmut Karg
2020

*

Wichtig

Ist es nun an der Zeit
Vieles neu zu bewerten
Türen schlagen für immer zu
Neue Türen werden sich öffnen

Zeit darüber nachzudenken
Was ist eigentlich wichtig
Besonders wichtig für mich
Ist es das Maß an Überfluss

Ein ständig weiter, schneller, höher
Alles was erreichbar
Besitzen zu wollen
Oder doch eher abwägen

Was brauche ich wirklich
Was ist mir wichtig
Was zählt in meinem Leben
Sind es nicht die kleinen Dinge

Den Augenblick zu leben
Mit allen Sinnen wahrzunehmen
Aufmerksam und verantwortungsvoll
In Liebe und Dankbarkeit

© Ingelore Jung
2. Mai 2020