Gedichte über Einsamkeit (Seite 87)

Zeit des Abschieds

Siehst du die Welt wie ich sie sehe ?
Verstehst du was ich verstehe ?
Mal ist es so, und mal ganz anders
So ist es wenn du durch die Zeit wanderst.
Nichts ist und bleibt so wie es ist
Alles hat mal seine Frist
Also lebe nach deinem Sinn
So wie es ist, so nimm es hin.

Abbild einer Vision

Wenn nachts der Wind
durch schmale Mauerritzen dringt
hüllt mich die Einsamkeit
wir ein dunkler Schleier ein
ich hebe mein Antlitz
den Sternen entgegen
wir ein Abbild einer Vision
erscheint der bleiche Mond
in den Gestirnen der Nacht
der Wind singt mit ein Lied
aus fernen Tagen
meine Sinne sind wach
der Schleier verweht
der Tag bricht an
im Augenblick
im Wimpernschlag
der Allgegenwart
der Illusion

Nacht am Nagel

Von welcher Frucht hab ich getrunken,
das mir die Rippen: fleischig beben?
Und das Mondschiff ist gesunken,
zu Saft getreten, wie die Reben.

Hängt heut die Nacht am rost'nen Nagel,
wie ein Mantel: Waschbärenpelz?
Und auf dem Herzen, schwarzer Hagel
und Augen überziehen Schmelz.

Gab's kein Wein mehr für die Seele,
Die ätherische Kosmosmilch;
die wie das Öl, die Haut umzogen?

Was für ein Stab der Generäle,
die Befehle gaben: Knülch an Knülch;
und sie vermatschten, wie Rogen!

Innere Leere

Möwen treiben im Winde dahin.
Sie steigen und fallen im stummen Gleiten.
Nie war überm Meer kein Möwen Streiten,
dies lautlose Gleiten ergab keinen Sinn!

Ich saß in den Dünen und dacht´ drüber nach
warum diese Stummheit, die Stille, die schrie.
Da spürt´ ich in mir die unendliche Leere – nie
sehnte ich mich so nach der Möwen Krach!

Allein

Ein Samen samt sich bei mir ein
ich bin Einsam
doch mir keimt was Neues dann.

Ich hege und pflege
das Pflänzchen klein
und betreu es
mit liebevollen Taten.

Und fühle ich mich mal allein
in meinem Garten -
so fallen mir all
meine Freunde ein
dann sind wir All Ein,
wie Fein.

Ich hege den Keimling
ich hüte den Sproß
ich schütze die Blüte
erfreue mich stumm
am glitzenden Lichte
ich schaue und dichte.

Ich schmecke die
klingenden Farben
und erblicke die farbigen Töne
- um mich herum all das Schöne.

Gedichte über Einsamkeit - Seite 87

Zeit des Abschieds

Abbild einer Vision

Nacht am Nagel

Innere Leere

Allein