Gedichte zur Dunkelheit - Seite 122

Oh, welch Untier war nur ich,
ungehalten, boshaft und widerlich.
Im Käfig gehalten, in meinem Zwang,
nur bemerkt zu werden war mein Drang.

Da peitschte es mir ins Gesicht,
machten Leid zu meiner Pflicht.
Verpuppte sich in düsteren Schein,
wollte für mich Schatten sein...

...nur um Recht mir zu lehren,
mich von Bösen wegzuzerren.
So viel war ich ihr doch wert,
war alles, was ich tat auch doch verkehrt.

Ich lernte schnell, das Böse wich,
doch erkannte ich in Vielen mein früheres ich
und da ist mir klar geworden:
Es ist nicht umsonst gestorben.

Denn es zeigte mir den neuen Pfad,
rief mir zu: "Mach etwas aus deiner Gegenwart!".
Nun ist es fort, doch ich bin da
und sehe auf einmal plötzlich klar...

...falsche Wege werden vielleicht zu Wahren
und wir wählen die Strecke, die wir fahren!
Manchmal trägt der Engel ein Teufelskleid
und Licht entspringt der Dunkelheit

N.Fender 2015

Die uralte Eiche
birgt ein dunkles Geheimnis.
Sie diente in früheren Zeiten
als Galgenbaum,
an dem etliche Delinquenten
aufgehängt wurden.
Um den Baum herum
wurden ihre Leichen verscharrt.
Seither spuken
die Schatten der Toten
im Geäst, das unter seiner
unsichtbaren Last
ächzt und stöhnt,
als würde der Baum
all die Ängste und Qualen
der zum Tode Verurteilten
um ein Vielfaches
zu spüren bekommen.
Wie von einem Fluch belegt
scheint die Eiche
ihr Leben lang
büßen zu müssen
für die Schuld der Hingerichteten,
die ihr vor Urzeiten
auferlegt wurde.