Gedichte über das Alter - Seite 231

Als Ruheständler hat man Zeit
das weiß ein jeder weit und breit.
Weil früher Du von Freiheit träumtest und dachtest,
daß Du was versäumtest
wenn Du Dein Leben - das macht sauer -
nur im Büro verbringst auf Dauer
und niemals Freizeit hast - o weh -
das is net schee

Doch bist Du dann erst in Pension
dann fragst Du Dich - Du weißt es schon -
was mach ich mit der vielen Zeit?
Nichtstun das bringt Einsamkeit.
Der Geist wird nicht mehr angestrengt
man ständig vor der Glotze hängt
und beim Spazierngeh'n - welche Plag -
sag jedem Grashalm guten Tag
weil schließlich jeden ich schon kenne
und permanent durch Wiesen renne.

Ich bin es leid, das Nichtszutun
und ständig nur Michauszuruhn -
ein bißchen Anspruch fehlt mir sehr
drum denk ich mir: ein Job muß her.
Ein kleiner nur - und ich gesteh'
das treibt die Stimmung in die Höh.
Drum werd ich mir auf leisen Sohlen
schleunigst eine Zeitung holen
und nachseh'n, was der Markt so bringt.
Ich bin mir sicher - es gelingt.

Manchmal wird mir Angst und bang,
wie das Leben so zerann.

Als Rentner man hat kein
Zeitgefühl mehr,
fragt bei Vielem,
ist das so lange her?

Dabei scheint erst wie gestern
was geschah,
doch ist es her oft schon ein
Jahr.

Was sind schon 12 Monate
die man gelebt,
zeronnen wie vorbei geschwebt.

Ostern ist nicht lange her,
ist als es gestern
gewesen wär.

Und eh man hat gedacht ist
bald schon wieder
Weihenacht.

Denkt zürück ans neue Jahr,
und auch Sylvester doch erst war.

Ist es nur die schnell lebende Zeit
von heute?
Man was war
ja nicht bereute.

Doch nun im Alter
wäre es schön,
würden der Zeiger
an der Uhr sich
langsamer dreh´n.

Denn jeder Tag
der nun vergeht
man dem Ende
näher steht.