Gedichte über Chancen - Seite 69

Ich muss, ich muss, ich muss
Ich muss eine Powerfrau sein
Ich muss, ich muss, ich muss
Ich muss eine gute Mutter sein
Ich muss, ich muss, ich muss
Ich muss nur für andere da sein
Ich muss, ich muss, ich muss
Ich müsste ja noch so viel sein
Doch damit ist jetzt mal Schluss
Mit Muss ist endgültig Schluss
Es schafft nur immer Verdruss
Und dann wäre mit mir Schluss
Ich weiß, dass ich sterben muss
Aber zuerst möchte ich leben
Und mir wieder die Liebe geben
Mein Leben ist ja gar kein Muss
Sondern es ist ein Geschenk
Und was mache ich nun damit
Ich kann es durchaus wegwerfen
Aber: ICH MUSS ES NICHT
Ich kann mich darüber freuen
Ich kann mich entscheiden
Es ist MEINE ENTSCHEIDUNG
Ich habe mich FÜR FREU(N)DE entschieden
Und wofür entscheidest du dich
HIER und JETZT

Es ist wirklich ziemlich ungelogen
Didi war schon beim Psychologen
Einer, den man Freizeityankee nennt
Der jede Kneipe und Disco kennt
Der ging nie spazieren in der Natur
Ging dorthin immer für Extremsport nur
Didi ist schon in vielen Ländern gewesen
Dafür reichten ganz locker die Spesen
Er war bei seinen Kumpeln allseits beliebt
Jemand, der gerne vom Reichtum abgibt
Das richtige Glück hat er nie gefunden
Er glaubt nun, dass er wird nie gesunden
Seit ihn Diana hat damals verlassen
Begann er alle Frauen irgendwie zu hassen
So nahm er es mit den Frauen ganz locker
Von da an riss ihn keine mehr vom Hocker
Er brauchte den Job, um Kohle zu machen
Und sich zu gönnen die schönen Sachen
Seit Corona ist ihm nur der Job geblieben
Einen Job, den er absolut nicht kann lieben
Nun ist er auch noch geworden depressiv
Weil gar nichts mehr in der Freizeit lief
Er meinte, Corona allein sei daran Schuld
Und war nun am Ende mit seiner Geduld
Der Psychologe hat sich um ihn bemüht
Didi aber blieb vollkommen abgebrüht
Bis er plötzlich sah die Krankenschwester
Heute baut er mit ihr viele Osternester
Und packt in sie hinein eine Portion Liebe
Für die, die ihr geben immer nur Hiebe
Heute werden die Nester verschenkt
Damit ein jeder stets an die Liebe denkt
Die Nester werden heimlich versteckt
Damit ein jeder die Liebe in sich entdeckt

Verstepptes Netz, Vergessenheit,
das Netzwerk selbst, Bescheidenheit.
Vertrocknet gar, fast unsichtbar,
doch dieser Erde bleibt es wahr.

Auf dieser Erde lebt ein Wesen,
ohne dessen Basis gäb's kein Wann.
Für unter Wasser würd's nichts geben,
was die Wellen an die Küsten schwang.

Jenes Wesen schaut nun an,
seit irgendetwas schauen kann,
wie's wächst und wächst seit Anbeginn
und Grenzen sprengt im wahrsten Sinn.

Ab und an ein Mensch erkennt,
das er mit ihm den Mensch erdacht.
Mit ihm das große Ganze kennt
und in Demut über alles wacht.

Jacob Seywald XIII