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Gedichte Über Berge - Seite 3


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Irrungen und Wirrungen

Ich verwöhnte mich grad in der Wanne,
da ertönte meine Frau, die Hanne:
„Die Post hat einen Brief gebracht,
den habe ich gleich aufgemacht.
Er riecht nach Frau, so süßlich fein,
da musst ich eifersüchtig sein.

Ein Absender ist nicht genannt,
die Marke stammt aus fremdem Land.
Aus Europa zwar, wo alle gleich,
doch werbend steht hier Österreich.
Im Umschlag schön glatt eingeschlagen,
auch drei grüne Scheine lagen.

Die Briefanrede ist sehr ungestüm,
der Schriftsatz selbst auch anonym.“
Ich nahm den Brief, roch selber dran,
der Duft zog magisch die Erotik an.
Und diese Zeilen waren zugleich
eine Einladung nach Österreich.

Das Geld war nun für zwei Mann
nicht nur Salär der Eisenbahn,
auch für die Seilbahn aus dem Tal
war das Fahrgeld nicht sehr schmal.
Meine Frau hat nur erfreut gelacht,
den Kleiderschrank gleich aufgemacht.

Hat vor den Koffern splitternackt
probiert und sehr viel eingepackt.
Bikinis, Strandkleid, Badetücher,
Cocktailkleid und Prominentenbücher.
Äußerst dünne Nachtgewänder
und String Tangas, meist ohne Bänder.

Drei Koffer waren ihre Masche,
ich packte nur die Arbeitstasche.
Als Taxi-, Eisenbahn- und Sesselliftkunden
verbrachten wir dann viele Stunden.
Wir stapften bis in eines Gletschers Näh,
dort schleiften selbst die Knie im Schnee.

Der Hotelportier pries an der Wand
den Schatzsee, der uns unbekannt.
„Im tiefen sauberen Bergsee baden
hebt die Potenz und stärkt die Waden.“
Ich lief ins Wasser bIs zum Kragen,
da spürte ich die Wellen schlagen.

Sie peitschten an den Oberarm,
und auch das Wasser wurde warm.
Ich fühlte es von oben tropfen
und auf meine Glatze klopfen.
Mich nun Hannes Blicke trafen,
ich war in der Wanne eingeschlafen.

19.09.2018 © W.R.Guthmann
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Pinie in Huang-Shan

Gelassen steht die Pinie
und schaut ins weite Land
Weit über hundert Jahre
wächst sie, wie sie es fand

Sie wurzelt in den Felsen
und trinkt die feuchte Luft
Zwei Jahre brauchen Zapfen
Voll Würze ist ihr Duft

Sie bildet viele Samen,
mit harter Lebenskraft
So lichtvoll schön ist alles,
was sie aus wenig schafft


Anm.: Die Pinie gehört zu den Kiefergewächsen und zu den ältesten Pflanzengattungen der Erde. Man erkennt sie meist an der schirmartigen Anordnung der Krone. Der Kiefernzapfen ist der evolutionäre Vorgänger der Blume und seine Deckschuppen sind spiralförmig in einer perfekten Fibonacci-Folge in beiden Richtungen angeordnet, ähnlich wie bei einer Rose oder Sonnenblume. Von der Blüte bis zur Ausbildung vergehen 24 Monate. Jeder der Zapfen hat ca. 120 dieser wohlschmeckenden Pinienkeren in sich, die noch einmal von einer harten Schale umschlossen sind. Die Pinie war schon in den antiken Kulten ein Symbol der Fruchtbarkeit und Langlebigkeit und wurde im Christentum als Lebensbaum und Auferstehungssymbol übernommen. Pinien/Kiefern sind anspruchslos in Bezug auf den Boden und deshalb hervorragende Pionierbäume. Für viele gibt es fast nichts Schöneres als diese Bäume unter blauem Himmel: die markante, manchmal fuchsrote Rinde, das Grün der Nadeln, die eigenwillige Schönheit im Aufbau, der einzigartige Geruch, vor allem, wenn geschlagenes Holz am Weg liegt. Die Huangshan-Pinie krallt sich mit ihren Wurzeln direkt in den Fels und bekommt ihr Wasser über die Luft, die feuchten Nebelschwaden, die regelmäßig durch die Berge ziehen. Zusammen mit dem 'Gelben' Gebirge inspirierte sie in China zahllose Dichter und Maler.

S. einige Bilder mit Musik unterlegt unter https://youtu.be/ocuGlhc4u6Y


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