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Gedichte über Aufklärung / Erklärung - Seite 105


Aus dem Knast

Ich sitze in meiner Zelle
und schreibe diesen Brief.
Ich sitze hier zwei Jahre,
weil mich ein Richter rief.
Er sagte nur: „Ab heute
sperr ich Dich in den Knast,
weil Du sehr viele Leute
um Geld betrogen hast.
Du lebst in einem Zimmer
mit Fenster und mit Tür.
Das schließt man abends immer
laut Richterspruch von mir.“

Die ersten sieben Wochen
habe ich ganz laut gezischt.
Ich konnte es nicht fassen,
dass man mich hat erwischt.
Dabei hab ich nur Frauen,
die meist als Witwe leben,
schöne Liebe und Vertrauen
in warmer Nacht gegeben.
Sie boten ihr Vermögen mir,
wenn ich bei ihnen bliebe.
Ich nahm es gerne dort und hier,
und speiste ihre Triebe.

Doch leider ist die Eifersucht
den lieben Frauen angeboren.
Drum hat die eine mich gesucht
und sah manch fremde Ohren.
Ehe mich die Polizei entdeckt,
ein Steckbrief war geschrieben,
habe ich das Geld versteckt,
nur ich weiß, wo es geblieben.
Sollte ich jemals Ausgang haben,
so habe ich mir geschworen,
werde ich das Geld ausgraben
und bin für alle dann gestorben.

Zwei Jahre musste ich gestalten
und mich nun stets gut führen,
musste meine Schnauze halten
und nicht am Thema rühren.
Dabei fand ich hier Freunde,
auch wenn es keine sind.
Sie rieten mir zu schweigen,
ich wäre doch kein Kind.
Nur ihnen sollt ich sagen,
wo dieser Schatz denn sei.
Irgendwann geht jeder aus,
oder er wird wieder frei.

Darauf ging ich zum Direktor
und zeigte ihm meine Reue.
Ich ginge in die Werkstatt vor
und mich über Arbeit freue.
Daraufhin ich Tischler machte,
wurde Holzwurm hier im Knast.
Ich baute und ich lachte
bei Kunst aus einem Ast.
Nun sitze ich in der Zelle,
die nicht lang, nicht breit.
Ich warte auf das Essen,
denn langsam wird es Zeit.

Zwei Freunde lehnen an der Tür,
sie hörten einen neuen Witz
und den erzählen sie nun mir,
damit ich die Ohren spitz.
Der Direktor ließ mich eilen,
ich hatte es nicht erwartet,
um mir freudig mitzuteilen,
dass mein Ausgang startet.
Liebe Freunde, in den Zellen,
zu gerne nähme ich euch mit.
Fremde Frauen werden quellen
ihr Herz für einen Hahnentritt.

Das Geld bleibt liegen wo es ist,
was soll ich denn im Knast damit.
Ich sitze hier die Zeit als Frist,
danach mach ich den goldnen Schritt.

24.10.2017 © W.R.Guthmann
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Technikpanne

Neulich ist mir was passiert,
da hab ich mich selbst geniert.
Um pünktlich einzuschiffen im Hafen,
habe ich im Hamburger Hotel geschlafen.
Als ich spät kam im Dunkeln an,
stand vor der Tür ein uniformierter Mann.

Er riss für mich die Türe auf,
die Koffer schafften andere rauf.
Ich selbst kam garnicht bis zum Zimmer.
Mir fehlte etwas, wie immer.
Deshalb lief ich in die Innenstadt,
wo es wunderschöne Boutiquen hat.

Unterwegs ich eine Grillwurst aß
und auch das Alsterwasser nicht vergaß.
Das heißt, es wurden 2 oder drei,
was ist in Hamburg schon dabei.
Zwei Frauen konnte ich entfliehen,
sie wollten mich in eine Haustür ziehen.

Im Hotel gab’s Smalltalk wegen der Karten,
die auch als Zimmerschlüssel warten.
Mir sagte der Zimmerverwalter, genannt Portier:
!“Sie haben Zimmer 126 b.“
Das Alsterwasser hat dumpf geschwappt,
als ich die Treppe hoch getappt.

124, 125, konnte ich sehen,
gleich musste da mein Zimmer stehen.
Ich brauchte meine Haare nicht zu raufen,
ich war nun weit genug gelaufen.
Die Karte trug ich in der Hand,
und suchte vom Schlüsselkartenschlitz den Rand.

Ich war hier doch ganz allein,
deshalb trat ich auch wortlos ein.
Die Bierwerbung von einem Lokal
beleuchtete das Zimmer mit einem Strahl.
Ich zog mich aus und ging auf die Toilette,
leicht gewaschen wollt ich ins Bette.

Da dachte ich, ich bin im Märchen,
im Bett lag schon ein nacktes Pärchen.
Waren sie etwa in dieser Nacht
beide Bi für mich gedacht?
Ich räusperte, ich hustete,
die Frau schniefte, der Mann pustete.

Anstatt mich aus dem Staub zu machen
und nur über die Situation zu lachen,
schaltete das Licht ich ein
und fing an ganz laut zu schrein.
Der Mann sprang auf, wollte mich erstechen,
er glaubte an ein nächtliches Verbrechen.

Die Frau daneben war dick und kleiner,
fragte nur: „Was denn, noch einer?“
So langsam wachten beide gänzlich auf
und wir klärten die Probleme zu hauf.
Ich hatte die Zimmernummer nicht gescheckt,
die Karte eine Tür zuvor gesteckt.

Aus dem 4-Bettzimmer hatte man 2 Zimmer gemacht
und gönnte so manchen Eltern eine schöne Nacht.
Dass die Karten für beide Türen passten,
wir erst nach und nach erfassten.
Als der Portier kam mit der Polizei,
waren wir noch immer nackt, wir drei.

Wir öffneten erst meine Tür,
da wollte die Dame gleich zu mir.
Ich hab sie aber nicht eingelassen,
es sollte der Schlüssel nicht überall passen.

05.06.2018 © W.R.Guthmann
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