Gedichte über Angst (Seite 203)

Es vergessen die Kinder steril

Es verfolgen die Kinder, im Wahnsinn den Wahn;
Und verlernen ihr Kindsein, als spielender Schwan.

Fantasie und Getobe, es findet nicht statt.
Kein Gespiele mit Lachen. Die Kinder so matt.

Mit dem Unglück betrogen, beweist man steril,
Ein vergessenes Glück, von den Träumen und Ziel.

Ein Vermögen und Reichtum, die bleiben nicht heil.
Die Beseeltheit zertrümmert, mit Worten als Beil.

Amerikanische Verhältnisse

Grossvater besitzt eine Waffe
Grossmutter besitzt auch eine Waffe

Die beiden haben getrennte Schlafzimmer
Und schlafen doch nicht gut

Grossvaters Waffe ist unter dem Bett
Grossmutters Waffe ist unter dem Kissen

Wer jetzt an einen Einbruch denkt
Liegt völlig falsch

© René Oberholzer

Mr. Reifenquietschaaa

Er zieht laute, schwarze Kreise,
denn er kann nich gut auf leise
und unauffällig ist auffäliger Weise
nun mal nich sein Ding.

Reißt das Lenkrad in die Gegenrichtung
und hofft immer auf Vernichtung
größtmöglicher Schaden,
Mr. Reifenquietschaaas Waffen
sind am Mann und immer geladen.

Gummi brodelt auf heißem Asphalt
Blut kocht, seine Hände schweißig-kalt
überschminkte Mädchen auf der Rückbank
werden von ihm gut betankt.

Ein dunkles Geheimnis steckt in seiner Brust.
Doch keiner hat je davon gewusst,
dass Mr. Reifenquietschaaa schon als Kind
sich kleine Clowns zum Frühstück nimmt.

Gegen die Trauer und die Trübe verbaute er sich in ner Lüge.
Sein Herz quietscht heut noch laut vor Freude,
rast er durch Straßen voller Leute.

Die Clowns im Kofferraum versteckt,
immer mal einen weggesnact,
damit das Quietschen nich verstummt,
wenn in Mr. Reifenquietschaaas Herz die Trauer leis ihr Liedchen summt.

Amore Mori {202}

Filme scheinen wie Wahrhaftigkeit.
Doch nur surreale Hoffnung bleibt.
Ich scheitere so gerne,
wenn's nichts zum Scheitern gibt.

Ich kratze mir die Augen auf
und reiße mir das Herz heraus.
Weil es nichts zu sehen scheint.
Weil sie nichts zu sehen scheinen.

Ich trete jene Türen ein,
die nicht von selbst sich öffnen.
Zermalmen werd ich jeden Stein,
und streu den Sand in mein Gesicht.

Ich sehe nichts und alles,
fühle alles und zu wenig.
Mir entgeht der Strom der Zeit,
mein Verstand läuft mir zu weit.

Jacob Seywald XIII

Gedichte über Angst - Seite 203

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Amerikanische Verhältnisse

Mr. Reifenquietschaaa

Angst

Amore Mori {202}