Titel | ||||
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49 | Einsam auf der Ackerkrume | |||
Vorschautext: Einsam auf der Ackerkrume blüht – oh Wunder – eine Blume. Gelb gefärbt und stolz gereckt, sie zwei Blätter von sich streckt. Wie den Weg sie fand hierher, weiß die Blume auch nicht mehr. Freut sich, daß sie hier allein, ohne Konkurrenz zu sein. Pollensaugend’ Fluggetier landet ausschließlich auf ihr. ... |
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48 | Der türkische Schrat | |||
Vorschautext: Im Türkenreich, da läuft ein Schrat politisch auf sehr schmalem Grat. Er dünkt sich einem Gott gleich mächtig, doch sind Schratenhirne eher schmächtig. Wenn der Mensch sich einmal amüsiert, so fühlt sich Schrat diskriminiert, jammert, zetert und beschwert sich. Das Gelächter aber mehrt sich. Bald schon lacht die ganze Welt, was dem Schrat noch mehr mißfällt. ... |
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47 | Die musikalische Kuh | |||
Vorschautext: Die Kuh muht zart bei Mozart, furzt laut bei Wagners Richard. Läßt jeden an ihr Euter hört sie den Otto Reutter. Erklingen laute Becken, läßt sie sich sofort decken. Bei Klängen der Posaune verliert sie oft die Laune. Chopin, Liszt und Beethoven verleiten sie zum Schwoofen. ... |
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46 | Geburtstagsgruß (zweite Version) | |||
Vorschautext: Heute wieder feierst Du den Tag, den man gerne oder gar nicht mag: Denn es jährt sich just gerade wieder, daß Mama kam mit Dir nieder. Also gilt der Tag als Grund – „Geburtstag“ nennt ihn Volkes Mund –, daß Dir Leute gratulieren, Dich umarmen, jubilieren. Dich gar herzen und lieb küssen, freiwillig, nicht etwa, weil sie müssen. Deshalb tu’ ich hier das Selbe: Wünsche Dir vom Ei das Gelbe, ... |
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45 | Apps | |||
Vorschautext: Früher hießen sie „Applikationen“, als „Programme“ auch bekannt, heut’ als Abbreviationen sie zu „Apps“ man umbenannt. Apps gibt’s heute für fast alles, für das Foto und das Fon. Und im Falle eines Falles: Apps zum Kochen gibt’s auch schon. Arbeit ist oft sehr langweilig, tritt sie auf im Übermaß. ... |
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44 | Valentinstag | |||
Vorschautext: Es schenkt in Fürth oder Berlin ein Mann just zu Sankt Valentin Narzissen seiner Kunigunde, dazu ’nen Kuß von eig’nem Munde. Zum Valentinstag alle schmusen, sogar der Eddy und die Susan. Man schenkt sich Blumen und Konfekt, so scheint die Liebe stets perfekt. Man tauscht Geschenk gegen Geschenk, beendet Zwistigkeiten und Gezänk, ... |
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43 | Auf dem Flohmarkt | |||
Vorschautext: Ich war heut’ auf dem Flohmarkt, wo jeder gern en gros parkt, was er als „alt“ verflucht, jedoch ein anderer sucht. Doch heute dieser Flohmarkt war eher ein „Popo“-Markt. Ich sage es jetzt barsch: Der Markt war für den Arsch! Denn statt antiker Wunder fand ich nur morschen Plunder, ... |
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42 | Wermut für mehr Mut | |||
Vorschautext: Es diente einst beim Militär, besser bekannt als „Bundeswehr“, ein junger, bläßlicher Rekrut, dem leider fehlte es an Mut. Wer aber mutlos ist beim Heer, taugt nicht zum Dienst am Schießgewehr. Mit Wehmut dachte der Rekrut, daß für das Heer nur Mut sei gut. Es braucht nämlich die Bundeswehr Rekruten-Mut am Schießgewehr! ... |
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41 | Welche Sprache? | |||
Vorschautext: Welche Sprache sprechen Schweden, wenn sie mit den Dänen reden? Ist es Schwenisch, ist es Denisch, ist es Schwädisch oder Dädisch? Oder kommt es gar gelegen, wenn man spricht wie in Norwegen? © Micha Schneider |
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40 | Sah gestern einen Satelliten | |||
Vorschautext: Sah gestern einen Satelliten, der flog recht hoch und filmte Titten. Er kam dann auch zu meinem Haus, ich stieg grad aus dem Auto aus. Weil er da flog, tat ich ihm winken, so fing er an, erfreut zu blinken. Er blinkte lange vor sich hin und wollte wissen, wer ich bin. Ich rief ihm zu: „Ich bin’s, der Micha.“ Er fragte mich: „Bist Du da sicha?“ ... |
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39 | Ein X für ein U | |||
Vorschautext: Mir wollte doch– Ihr werdet lachen – jemand ein X für’n U vormachen. Ich erwiderte ihm: „Daraus wird nix! Gib mir ein U, kein doofes X!“ Weil ich entlarvte seine Masche, er sofort kramte in der Tasche und zeigte mir in aller Ruh’ ein wohlgeformtes rundes U. Ich untersuchte den Vokal: Er war gebogen wie ein Aal, ... |
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38 | Floskeln und Phrasen | |||
Vorschautext: Viele Floskeln oder Phrasen sind nur Dünger für den Rasen. Jede Kuh, die davon frißt, hinterläßt den selben Mist! © Micha Schneider |
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37 | Mein Freund, der Flaum | |||
Vorschautext: Bin gerade sechzehn Jahre, nicht sehr groß, hab’ rote Haare. Und am Kinn – man glaubt es kaum – wächst seit März ein roter Flaum. Jeden Tag wächst etwas mehr, doch bedauere ich sehr, daß mein Bärtchen sprießt nur rötlich – roter Flaum, das ist doch tödlich! Eigentlich ist Flaum sehr schön! Und ein Junge von sechzehn ... |
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36 | Bei Markus Lanz darf jeder sitzen | |||
Vorschautext: Bei Markus Lanz darf jeder sitzen, denn dort braucht niemand arg zu schwitzen. Für lauen Talk ganz ohne Spitzen nebst dargereichten flachen Witzen kriecht Hinz und Kunz aus dunklen Ritzen, denn Grips muß niemand hier besitzen. Danach gibt's Wein und frische Pizzen. Ein Talkgast greift an fremde Zitzen. Worauf die Fotografen blitzen, bevor alle nach Hause flitzen. © Micha Schneider |
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35 | Kunst muß können | |||
Vorschautext: Ich ruf’s aus mit tiefem Grollen: Kunst muß können, nicht nur wollen! Wär’ allein der Wille Kunst, hieße sie stattdessen „Wunst“. Ja, ich weiß, der Gag ist alt, stimmt jedoch im Wortgehalt. „Jeder Mensch ist auch ein Künstler“, sagte Beuys und meinte „Wünstler“. Deshalb kritzelt jeder Wicht, malt, als litte er an Gicht, bildhauert und knetet, ... |
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34 | Die „Privaten“ und die Primaten (Ein Distichon gegen die Unkultur der Medien) | |||
Vorschautext: Die Körper bemalt, die Muskeln gestählt, die Köpfe recht hohl, aus Mündern Gekeife – wenn Zuschauer derart vom Fernseh’n gequält, dann nennt sich das „Soap“ oder „Seife“. Worin liegt der Sinn, daß in Köln und Berlin vor Kameras in einer Wohnung gar Doofe gen Doofe zu Felde zieh’n und streiten gegen Entlohnung? Gibt es tatsächlich da draußen im Land nur Menschen mit Hang zum Gebell? ... |
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33 | Das Wochenende | |||
Vorschautext: So neigt sich nun das Wochenende dir zu, was ganz in deinem Sinn. Im Schoße ruhen deine Hände – weißt auch nicht recht, wo damit hin. Gekauft sind alle guten Sachen, gottlob hat man dich nicht beklaut. Jetzt fehlt nur noch ein Film zum Lachen oder ein Film, der leicht versaut. Die Kinder toben laut im Garten, die Sonne hat sie ’rausgelockt. ... |
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32 | Der Frauenversteher | |||
Vorschautext: Wie Frauen heute wirklich ticken, erfährt der Mann nicht nur beim ….. Befindet sich doch heutzutage die Frau an sich in bester Lage: Frei darf gestalten sie ihr Leben, kann Unsinn oder Sinn ihm geben, darf lernen, lieben und laut lachen und sogar Karriere machen. Auch Frauen, die von großer Zartheit, vermeiden heute selten Arbeit, erklimmen jede steile Leiter ... |
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31 | Späte Erkenntnis | |||
Vorschautext: Posthum erst kam Herr Schmitt dahinter: Er starb schon sommers, nicht im Winter! Es herrschten weder Frost noch Kälte, just als sein Herz den Dienst einstellte. Schmitt sah im Spiegel mit Int’resse sein Ebenbild in Leichenblässe. Das Antlitz zeigte wenig Färbung; dies rührte wohl von Schmittens Sterbung. Doch plötzlich sah er nur noch rot – und zwar vor Wut, weil er nun tot. © Micha Schneider |
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30 | Asexuelles Reiben | |||
Vorschautext: Ist es allzu kalt im Zimmer, wärmt euch auf, sonst wird's nur schlimmer! Kuscheln und sich etwas reiben, wärmt und hilft die Zeit vertreiben! Nehmt euch also in den Arm, dann wird jedem wieder warm. Bitte aber reibt nicht schneller, dies wär' nämlich sexueller! © Micha Schneider |
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