Gedichte zu Weihnachten - Seite 186

Ich bin der Rentnerweihnachtsmann,
für die Senioren groß und klein.
Ich passe mich der Rente an
und darf auch großzügig sein.

Sammle ich die Wunschzettel ein,
bin ich Tag und Nacht unterwegs.
Da höre ich auch die Tiere schrei‘ n
fernab jedes Wegs und Stegs.

Gänse, Enten, wilde Schwäne
zu Hunderten auf den Auen.
Sie fressen, schnattern, schlafen,
um Reisekräfte aufzubauen.

Gräser, Keime und Chlorophyll
ist die Nahrung für die Tiere.
Sie brauchen keine Wurst vom Grill
und auch keine Biere.

Sind sie ausgeruht und satt dabei,
und die Kälte kommt von Nordosten
ertönt der lockende Anführer Schrei
und jeder ist auf dem Posten.

Und ähnlich machen es die Senioren,
die ihr Dasein wärmend fristen,
Zähne, Brille, Stöpsel in die Ohren,
schon geht es auf die Pisten.

So wie Hannibal mit den Elefanten
sie alle über die Alpen fliehen
und ohne Kind und Gouvernanten
dann in den warmen Süden ziehen.

Ein Tannenzweig, ein Kerzenstück
finden sie am Strand festlich toll.
Ich hoffe, sie kommen gesund zurück,
mein Geschenkesack ist bald voll.

28.11.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Das Lebkuchenherz


Ich kaufte dir aus Liebe
und nicht zum Scherz,
vom Weihnachtsmarkt
ein leckeres Lebkuchenherz,

es war ein süßes Geschenk
aus meiner Sicht,
ich fand es passender als
ein sinnvolles Liebesgedicht,

du nahmst es frohen Herzens,
dankbar und glücklich entgegen,
deine Dankbarkeit machte mich
froh und etwas verlegen,

du stelltest es behutsam
in deine schmucke Vitrine,
nach einigen Tagen
wollte es deine Cousine,

jetzt liegt es mit Geschenken
untern Weihnachtsbaum,
sein herber Duft durchströmt
den festlichen Raum.

Schon wieder geht das Jahr zu Ende,
drum spuck‘ ich dreimal in die Hände
und teile die Geschenke aus,
doch langsam wird’s fürwahr ein Graus!

Ich bin es langsam wirklich leid
in diesem engen, gold’nen Kleid!
Ich hab in all den vielen Jahren
Gehaltserhöhung nie erfahren!

Die Flügel hab ich wund geflogen,
mein „Chef“ hat mich „weiß Gott“ betrogen!
Der sitzt nur da, muss gar nichts machen,
doch ich hab‘ Stress und nichts zu lachen!

In dieser digitalen Welt
wird über’s Internet bestellt!
So schnell kann ich ja niemals sein,
man lacht mich aus – oh, wie gemein!

Die flotten Jungs von DHL
die liefern alles rasend schnell.
Da kann ich niemals konkurrieren,
ich könnt‘ vor lauter Wut krepieren!

Einst freuten sich die Kinder sehr
über den Marzipan-Verzehr!
Heut‘ woll’n sie Smartphones und PC,
die neusten Apps – oh jemine!

Ich bin elektrisch nicht versiert,
und hab‘ die Dinge nie kapiert.
Drum werd‘ ich nun in Rente geh’n,
macht’s gut – auf Nimmerwiederseh’n!