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Gedichte über Verrücktheiten - Seite 20


Mit dem Radl über´s Land

(Ein vielstrophiger Epos über das Radeln ...)

Vorn und hinten, fluchtend, je ein Rad,
ist man mit so ´nem Ding auf Draht.
Ganz wie neu, rollt und fährt sich das Fahrrad gut,
in des Radlers Herz entfacht`s die Glut.

Die Anatomie, ein Diamant, der Rahmen aus geschweißtem Rohr,
von schwarzer Farbe, Non-Color,
geschaltet wird mit einer Hand,
das Getriebe funktioniert brillant.

Vorn trägt das gute Stück am Vorbau den robusten Lenker,
der Radler steuert damit über die Wege, von Zeit zu Zeit mit einem kleinen Schlenker.
Unter des Lenkers Säule findet sich die Gabel,
sie hält das Vorderrad, … dessen Dynamo ist angeklemmt mit einem Kabel.

Auf zwei Rädern über´s Land,
der Weg voraus noch unbekannt,
rollt man froh und sorgenfrei,
abseits des Alltags Einerlei.

Über die Kurbel tritt der Radler sein Velo zumeist nach vorn,
zwei Hebel bremsen sein Gefährt, er warnt Träumer mit ´nem Horn,
mit ´ner schrillen Glocke oder Bimmel,
mit der er, wie zum Schutze, klingel.

Die Kraft der Beine versetzt die Kurbel dabei in Drehung,
Riemen und Riemenscheiben führen dann der Muskeln Regung,
aus der Bewegung auf der Stelle, herum im Kreis,
hin zum „gestreckten Galopp“ mit sehr viel Schnelle, was jedoch meist untermalt mit Schweiß.

Bei der Fahrt folgt der Cyclist nicht nur ausgedehnten Geraden,
es fordern ihn in losem Wechsel zumeist auch deren kurvige Eskapaden,
wobei die Wege aus schönen Tälern nach oben, über der Landschaft höchste Kuppen,
die Freude nicht schmälern, sondern sich meist als tolle, ja, wunderschöne Tour entpuppen.

Auf zwei Rädern über´s Land,
der Weg voraus noch unbekannt,
rollt man froh und sorgenfrei,
abseits des Alltags Einerlei.

Man radelt hin zu des Landes entlegensten Zipfeln,
trägt dabei in Taschen Zelt und Schlafsack mit sich fort,
wobei die Tage dann in höchstem Glücke gipfeln,
wenn man des Abend vorm Zelt an des Zieles Ort.

Man isst sich satt, labt sich an geistigen Getränken,
da ist der Spötter platt, der die Genüsse des Radlers will voreilig verschenken.
Ganz am Ende des Abends versucht der Reisende sich gar oft an des Tages Resümee,
Alles in Allem ist seine Welt nach den Anstrengungen des Tages dann wieder ganz ok.

Nach der ruhigen Nacht, die Morgendusch´,
gleich, ob kalt oder warm,
wobei man zumindest mit Wasser durch ´s Gesicht sich wusch,
tut gut, sonst geht des Menschen Seele harm.

Noch in der Früh, zerlegt man das Zelt,
packt´s, mit Schlafsack, Matte und Mattratze hinten auf das Radl drauf,
spürt den Hunger, zahlt an der Rezeption des Campingplatzes etwas Geld
und bricht zu neuen Ufern auf.

Später, beim Bäcker genießt man dann in vollen Zügen,
will gerne für dies eine Mal, dass alle Berechnungen zu Kalorien lügen,
nimmt hier Brötchen, Ei, Orangensaft oder gar Kakao
und weiß um des Radlers Lebensfreunde ganz genau.

Auf zwei Rädern über´s Land,
der Weg voraus noch unbekannt,
rollt man froh und sorgenfrei,
abseits des Alltags Einerlei.

Entlang an Flüssen, Dörfern und meist fern der Zentren der Zivilisation,
folgt der Radler zumeist einer recht natürlichen Vision,
er hört und sieht die Vögel, spürt den Wind,
gar mancher glaubt, dass er dabei wohl eigne Fäden der bewussten Empfindung spinnt.

Es scheint die Sonne vom blauen Himmelzelt,
jubelnd malt sie in leuchtenden Farben, des Radlers Welt,
an anderen Tagen spürt er mit Dunst und des Nebels Feuchte,
wie ein Hauch Melancholie und tiefe innere Ruhe ihn erleuchte.

Dann gibt´s die Tage, die man besser schnell vergisst, an denen ist das Wetter einfach Mist.
Regen, Hagel, Sturm aber vor allem die Eiseskälte, die manchem Radler die Tour schon mal vergälte,
sind einzeln von Zeit zu Zeit zwar auszuhalten, vermögen es jedoch, allzu große Freude auszuschalten.
Im Zweifelsfall hilft dem Radler, der nicht stur, eine Herberge über eine Nacht der Tour.

Das Radeln im Frühsommer man hoch anpreist, „Trocken und nicht allzu warm“ es oft in den Berichten heißt,
aber auch der Herbst kennt schöne Zeiten, man muss die Reise jedoch besser vorbereiten.
Im Winter wird es für den Radler wirklich eng, das Wetter ist dann in aller Regel streng,
Ist die Landschaft tief verschneit, klirrend frostig oder gar vereist, sich das Balancieren auf zwei Rädern als wahre Kunst erweist.

So scheint die Natur im frühen Sommer eines Jahres manchmal, wenn nicht gar oft, wie im schönen Traum,
nicht nur im Hain passiert der Radler gar manchen alten Baum.
Sieht, wie seine belaubten, starken Äste sich endlos in den Himmel recken,
riecht das Kumarin des Heus und beobachtet die Vögel, wie sie sich im Fluge necken.

Auf zwei Rädern über´s Land,
der Weg voraus noch unbekannt,
rollt man froh und sorgenfrei,
abseits des Alltags Einerlei.

Der Randonneur spürt die Jugend in sich noch
und erfährt des Lebens Weisheit doch,
bewegt sich mit Getreidekräften durch die Welt,
wie ein Flexitarier, der bis tief ins Gemüt, recht aufgehellt.

Der Blick, von oben auf der Höh´, tastet sich in die Ferne,
der Himmel tiefblau, da wo des Nachts die Sterne,
ein Milan zieht seine weiten Kreise über ´m Sonnental,
wo gestern noch die Lerche sang, bleibt sie heute stumm, für dieses Mal.

Vor dem blassen Horizont, wohin der Radler seinen Blick soeben warf,
treibt sich durch die Niederung ein Fluss,
durch eine wundersam milde, warme Brise sieht das Auge hier kaum mehr scharf,
doch das sanfte Auf- und ab der Hügelein ist ihm heute ein Genuss.

Auf zwei Rädern über´s Land,
der Weg voraus noch unbekannt,
rollt man froh und sorgenfrei,
abseits des Alltags Einerlei.

Eine Quelle sprudelt am Hang weit oben,
ein Rinnsal will dies´ Örtchen loben,
ach, ein Bächlein wird schnell daraus, das gluckert leise,
der Radler hört es, auf seiner Reise.

Ein Greif jagt Fische, Frösche und Mollusken,
was nicht nur all die Fahrradfahrer wussten:
Bald wird der Bach zum Fluss,
der im Meer wohl enden muss

… … …

Leis´ rollt der Radler derweil durch einen Wald, aus Eichen, Buchen und auch Fichten,
er fühlt sich jung und gar nicht alt, unterm Blätterdach, dem dichten.
Und überall um ihn die Land-Kultur,
neben seiner schmalen Fahrradspur.

Äcker, Felder, Wald und Wiesen,
Kühe, Schafe, Rinderriesen,
alles lebt und alles fein beäugt,
der, der Bewegung mit dem Rade zeugt.

Es deucht fast, dass die Tour wohl niemals endet,
die Reise sich niemals zu ihrem Ende wendet,
und doch: ein Daheim ist von Zeit zu Zeit genehm,
denn: für den Po ist´s erst nach dem Ende recht bequem.

So kommt der Radler her vom Land,
der Weg ist ihm genau bekannt,
nun rollt er froh und sorgenfrei,
hin in des Alltags Einerlei.

Das Rad im Keller abgestellt,
schließt sich hier die Runde durch des Radlers kleine, aber heile Welt.
Die Satteltaschen sind bald leer,
Zelt und Schlafsack sind vor Nässe schwer… .

Doch: Nach Tagesfrist ist alles trocken, wieder ganz wie neu.
Überhaupt: Das Schicksal blieb dem Radler auch bei dieser Reise treu.

Wir nehmen derweil an, wie man schon ahnt,
dass er sicher schon die nächsten Touren plant!
Wir wünschen ihm dazu weiter Glück und Lebenskraft,
damit er so, auf seine Art, noch viele, viele Kilometer schafft!


© Caeli
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