Gedichte über Sehnsucht - Seite 345

Wenn Zeit und Raum eins sind,

wer betrachtet dann noch den Tag vergehen?

Mir schwindelt vor der Unmöglichkeit.

Was ist, wenn die Welt auf einen Schlag zusammenstürzt ...

Wer soll [dann] noch hoffen und sehnen verglimmen sehen?

Wer soll den Anfang Anfang nennen

und das Warten auf das Ende ertragen?

Wer wird noch Wachen,

wenn der Morgen längst vergangen ist?

Wenn all dies keine Bedeutung mehr hat,

so wird auch die Liebe vergehen. -

Zuletzt.

4. Mai 2017
Text copyright Lilly Lime

Hoffnung


Ich sehe ihn oft in meiner Vergangenheit,
und manchmal auch in meiner Zukunft,
doch immer in einem Paralleluniversum
und nie in jenem, in dem ich gerade bin.
Manchmal sehe ich sie bei ihm,
und sie wird ich.
Wie durch einen dunklen Spiegel betrachte ich ihn,
(doch) er ist nichtmehr wer er zu sein glaubte.

Wortlos reichen wir einander die Hand,
und ihre Augen halten mich ... :

Eines Morgens werde ich aufwachen,
und es wird alles wieder wie früher sein
- außer mir selbst.
Dann werde ich mir wünschen
die selben Fehler noch einmal zu begehen.

- Doch ich kann nicht. -
Zum ersten Mal ...

Ich spüre ihren Blick (auf mir),
so wie ich sie beobachte.
Und hoffe ... -
Vielleicht ist sie die wahre Welt. [ ]

August 2013
copyright Lilly Lime

Wieder Zimt


Den Geschmack von Zimt auf der Zunge,
und Zweige im Haar, -
unter Kirschblüten fällt sie
taumelnd zu Boden ...
- er wird mein Untergang sein -
das Wort gesprochen,
und schon verhallt,
- gefallen, was nicht fallen sollte ...
doch ihre Flügel greifen Luft
und bremsen ihren Fall -
- heute noch nicht zu Tode gebracht ...

Wie Zimt ist eine Spur von Lächeln
noch auf dem Gesicht,
wie Kirschen ihre vollen Lippen, -
sie atmet, ... -
und doch erwacht sie nicht [ ] ---

Wird er sie stürzen lassen? ...

Sie hofft es nicht,
denn sie will endlich fliegen,
schweben, leben ...
lieben ---

Doch wird er sie ziehen lassen?

Juli 2013
copyright Lilly Lime

Weiße Asche

Wie Schnee fallen die Blüten auf sie herab,
wie Schnee und rote Rosen...
Dann brechen ihre Zweige
und der Wind trägt die Asche hinfort,
weiß,
wie der Schnee in ihrem Haar ...

Vergänglichkeit,
denkt sie,
steht auf und geht.
Vergänglichkeit ist die Quelle,
der Hauch,
die Kraft.

Vergänglichkeit ist der Segen.
Und die Aste rauschen
über ihr im Wind.
Zustimmend.

Sehnsüchtig streckt sie die Zweige aus,
die weiße Asche wieder zu fangen.

Juli 2013
copyright Lilly Lime