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Gedichte über das Sehen - Seite 8


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Allgemeine Anamnese

Heute war ein schlimmer Tag,
so wie ich ihn gar nicht mag.
Statt ein Gedicht zu schreiben,
sollte es mich ins Krankenhaus treiben.
Der Hausarzt wollte drauf bestehen,
ich sollte in die Augenklinik gehen.

Ich konnte doch nicht ahnen,
auch wenn das Auge weit von den Organen,
ist alles doch sehr eng verbunden
und wird deshalb mitgeschunden.
Mit Ausfüllen der Anamnese-Liste
beginnt das Rennen auf der Piste.

Man muss sich erinnern,
was man sah beim ersten Wimmern.
Zuerst die Frage Einzug hielt,
ob ich bereits bei der Geburt geschielt.
Na klar musste ich gestehen,
so eine volle Brust will jeder sehen.

Und so brachte mich manche Frage in Not,
hätt ich mal ja getippt, wär ich schon tot.
Das erste doppelte Okular
bewunderte mein mausgraues Augenpaar.
Man schoss mit Luft, hat nicht getroffen,
sind denn vormittags schon alle besoffen?

Die nächste Station war etwas schlapp,
war es doch nur ne graue Papp.
Auf mehreren Zeilen las ich 5 stellige Werte fleißig,
z.B.52739=zweiundfünfzigtausendsiebenhundertneunu nddreißig oder 96813=Sechsundneunzigtausendachthundertdreizehn.
las ich vor, das konnte jeder sehn.

Da wünschte ich mir auf den Knien eine Muse,
die tröstend mit mir schmuse.
Sie könnte mir das Brusthaar zupfen
und den Schweiß von meiner Stirne tupfen.
Dabei darf sie sich nicht genieren,
denn schließlich soll sie mich inspirieren.

Inspirieren zu einem schönen Gedicht,
das zu den Augen Patienten spricht,
über Krankheit, Menschen und Augen
und Therapien, die etwas taugen.
Über Liebe, Glaube, Hoffnung, Segen,
damit wir uns lange gesund bewegen.

23.07.2020©Wolf-Rüdiger Guthmann
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