Gedichte über Religion - Seite 16

Ein Dorfpastor hat viele Plichten,
muss regelmäßig sie verrichten,
wobei es öfter mal passiert,
dass er auch Witwen konsultiert.

Denn erstens muss er Trost ihr spenden,
wird dafür reichlich Zeit verschwenden,
weil zweitens er - schon aus Erfahrung-
sich Hoffnung macht auf gute Nahrung.

Denn Witwen sind meist ausgesprochen
oft beschäftigt mit dem Kochen
und freuen sich auf jeden Gast;
das hat der Pastor längst erfasst.

Die Witwe Schnitzler war figürlich
recht attraktiv - und unwillkürlich
hat der Pastor – ganz gut beleibt,
entschieden, dass er länger bleibt.

Der Witwe war jedoch hingegen
an etwas anderem gelegen.
Sie fragte Pastor „Gutbeleibt“,
ob er vielleicht zum Essen bleibt?

Und rührte fleißig nebenbei
in einem Topf Kartoffelbrei.
Im Takt des Rührens schwankt ein Tröpfchen
an ihrer Nase überm Töpfchen.

Der Pastor schaute fasziniert
was mit dem Tröpfchen gleich passiert.
Das Tröpfchen wurde lang und länger,
dem Pastor wurd‘ es bang und bänger.

Nun musst‘ er leider sich entscheiden,
will er nun gehen oder bleiben.
Und sagt: „Um alles in der Welt,
ich bliebe gern, - wenn’s nur nicht fällt!“

Oh mein Herr je, ich bitt recht herzlich,
mach mein Leben nicht zu schmerzlich.
Mach mich Glück mit ganz viel Liebe
und bestrafe unsere Steuergeld Diebe.

Lass die Blumen für mich wachsen
und auch für alle fleißigen Sachsen.
Sind doch alle Germaniens Burger,
mach auch das Rentnerleben cooler.

Mach noch bunter unsere Blumen,
lass uns heute nur Fröhliches zoomen.
Aus Elend und schaurigstem Krieg,
mach Freude und humanistischen Sieg.

Gib der Erna doch ein fröhliches Kind
und schenk den Bauern gesundes Rind.
Mach Waffen zu Hacken und Spaten,
kannst ja gleich übermorgen starten.

Wirf viel Hirn und gib allen Kraft,
damit keiner schmort im eigenen Saft.
Deine Schafe unten werden dich loben,
halt du die Stellung weiter ganz oben.

Es grüßt dich ein krass armer Christ,
der nicht glaubt viel falschen Mist.
Ich nehm jetzt ab meine alte Brille
und hoff stark auf deine gute Wille.

Ernestine Freifrau von Mollwitz


mageba