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Gedichte über Politik - Seite 74


Die Schuldfrage stellen

Die Schuldfrage stellen

Darf man sie stellen oder nicht?
Wer darf sie stellen, immer wieder –
Oder eben nur zu einmaligem Gebrauch?

Darf man entlasten, darf man belasten,
Was nicht mehr entschuldbar ist –
Oder lenkt dies gar von Schlimmerem ab?

Von Hannah Arendt kennen wir den Satz,
Die Fliehenden nach 1945 betreffend:
„Politisch sind sie die einzigen absolut Unschuldigen.“

Doch sind Flüchtlinge wirklich unschuldig?
Hat sich da keinerlei Schuld eingeschlichen,
Wurde kein Unrecht verursacht oder gar her getragen?

Trägt eine Mutter Courage mit ihren Kindern
Nicht auch die Schuld an Verhältnissen,
Wenn sie flieht, vielleicht die Umwelt schädigt?

Müssen wir nicht vielmehr lernen,
Dass es nicht so sehr um die Schuldfrage,
Sondern um Verantwortung für Mensch und Erde geht?

Begriffe und Schuldzuweisungen helfen nicht weiter,
Wenn wir nicht die Verstrickung als Faktum begreifen,
Der ohnedies niemand wirklich entfliehen kann.

Und uns ALLE der Schuld laut zu zeihen
Führt zu NIEMANDES Schuldeingeständnis:
Das Schicksal allein ist an allem schuld!

Missbrauchen manche das nicht dafür,
Von ihrer Verantwortung abzulenken,
Um sich selbst um nichts mehr zu kümmern?

Hilft es, allein Schuld anzuerkennen –
Den Opfern oder vielleicht auch den Tätern,
Um mit dem Eingeständnis Sünden glatt zu bürsten?

Wo man noch beichtet und offen bereut,
Hat man da seine Handlungsweisen geändert
Oder missbraucht man Sühne als Tarninstrument?

Die Schuldfrage bringt uns nur weiter,
Wenn wir sie aus der Geschichte verstehen lernen,
Um unverkrampft eine humanitäre Zukunft zu schaffen.


©Hans Hartmut Karg
2020

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Neue Seidenstraße

Neue Seidenstraße
oder
Kommunistischer Staatskapitalismus
oder
Wie kaufen wir uns die Welt?

Kung-tse brachte die Disziplin
Und Chinas Fleiß wurde sprichwörtlich,
Entwickelte Familiensinn,
So kamen sie zu Reichtum – örtlich!

Man war dabei doch sehr gewandt,
Der Fleiß galt auch den vielen Kindern.
Als Marco Polo sich einfand,
Konnte der Reichtum Not dort lindern.

Doch erst als Mao dann versklavte
Sein Volk, Berge versetzen ließ,
Den Fleiß mit Ideologie bestrafte,
Wurde aus China ein Verlies.

Also musste man neu erlernen,
Wie man ein Volk zufrieden stellt
Und griff auf Erden zu den Sternen,
Die Reichtum schaffen in der Welt.

Es gab doch Firmen und Patente,
Die man sich nehmen, kaufen konnte.
So kam China zu seiner Wende –
In Hochhäusern das Volk bald wohnte.

Dann kam leider die Pandemie,
Man musste wieder schwer durchgreifen,
Denn sie zwang Wirtschaft in die Knie –
Da mussten andere Pläne reifen.

Wie kommt man also leicht zu Geld,
Kann der Milliarden Hunger stillen?
Die Führung schaute in die Welt,
Wo andere Reichtum erzielen.

Man kauft sich Aktien, Unternehmen,
Die neue Technologien bauen,
Muss sich dafür auch gar nicht schämen,
Kann leicht auf Kursgewinne schauen.

Man kauft, was man nur kaufen kann,
So dass Kurse hypend ansteigen,
In höchsten Höhen steh'n sodann –
Dann schnell verkaufen und aussteigen.

Denn steh'n die Aktien sehr hoch,
Verkauft man blitzartig Papiere,
Macht Höchstgewinne damit doch,
Womit man alle Welt vorführe.

Fällt dann der Kurs sehr tief hinab,
Kauft man wieder Papiere auf,
Damit den Hype so alles hat,
Was hinführt in den Reichtumslauf.

Hat man genug Geld angehäufelt,
Kann man die Firmen endlich kaufen.
Weil deren Absatz herrlich träufelt,
Muss man nicht um Patente laufen.

Strohmänner kaufen Riesenschuppen,
Bevor der Westen aufgewacht,
Von Augen fallen ihm die Schuppen –
Da hat China den Deal gemacht!

So wird der Osten zum Marktführer,
Volvo gehört auch schon dazu.
Damit besänftigt man Aufrührer,
Hat die Weltherrschaft gar im Nu.

Es führt die Neue Seidenstraße
Die Weltmarktführerschaft herbei:
Den Westen Pandemie bestrafe,
Der Osten pflegt sein Allerlei.


©Hans Hartmut Karg
2020

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