Gedichte über Natur - Seite 265

Brennnessel und Kinderglück,
gern denkt sie daran zurück.
Brennnessel in großen Zahl,
waren für sie die erste Wahl.
Keiner traute sich heran,
weder Frau noch Kind, noch Mann.

Doch Sabinchen trat ganz leise
einen Pfad auf ihre Weise,
in das Nesselbeet hinein,
werkelte ein Nestlein fein.
Packte Säcke in ihr Bett,
machte sich´s so richtig nett.

Wollte sie alleine sein,
kroch sie dort schnell mal hinein.
Sah hinauf zum Himmelzelt,
eins mit sich und mit der Welt.
Wolkenschäfchen oder Drachen
brachten sie wohl auch zum Lachen.

Brennnessel, gar riesengroß,
fand die Kleine ganz famos.
Niemand hat sie hier gefunden,
wenn sie döste auch mal Stunden.
Gerne denkt sie dran zurück.
Brennnessel und Kinderglück.

© Sabine Brauer

Der Garten steht in voller Pracht,
wie herrlich all die Blumen blühn.
Ganz sanft ist die Natur erwacht,
die Wiesen stehn in sattem Grün.

Der Sommer wird zum Farbenmeer,
die Rose zeigt ihr schönstes Rot.
Mein Herz vor Einsamkeit so schwer,
der Vater schon so lange tot.

Nun sitz ich hier auf meiner Bank,
und schaue weit zum Himmel rauf.
Ich bin vor Sehnsucht schon ganz krank,
das Leben nimmt still seinen Lauf.

Der Baum steht da, so stark und groß,
der Liebste hier, und doch weit weg.
Die Steine sind bedeckt vom Moos,
auf meiner Seel‘ ein dunkler Fleck.

Die Sonne scheint so warm und mild,
ich spür die Kälte in mir drin.
Ich fühl mich hilflos wie ein Kind,
weiß lang schon nicht mehr, wer ich bin.


© Kerstin Mayer 2021