Gedichte über den Menschen - Seite 511

In frühen Tagen, auf jedem Fest,
war der Drehorgelmann
ein gern gesehener Gast.
Er zum Tanzen gerne aufgespielt,
viele Melodien auf der Orgel gedreht.
Man ihn heute nur noch selten sieht.

Neulich sah ich ihn auf einem Festplatz steh'n.
wollte zum letzten Mal seine Orgel dreh'n.
Die Energie ward langsam schwach,
Applaus bekam er heute hundertfach.
Den prachtvollen Orgelkasten fein geputzt,
ein Schemel ihn beim Drehen stützt
Die Jahre haben ihn gezeichnet,
vieles in der Rückschau sich ereignet.

Dieses eine Mal noch seine Orgel dreh'n,
dann den Hut nehmen und einfach geh'n.
Den Orgelkasten in die Ecke rollen,
hier kann er von den Jahren sich erholen.
Bis jemand anderer den Orgelkasten in der Ecke sieht
und mit ihm über Jahrmärkte und Feste zieht.


11.09.2019 © Soso

Ich frage mich, ob Götter weinen,
wenn ihre Worte umgedreht.
Wenn der Mensch mit Hand und Beinen, ihresgleichen zu zerstören erwägt?
Ich frage mich, ob Geschichten weinen,
um dessen was wir draus gemacht?
Dass all das Denken und's Meinen
am Ende trotzdem nichts gebracht.
Ich frage mich, ob Pflanzen weinen,
dann wenn wir's uns selbst versenfen, würden sie vor uns erscheinen,
uns sagen: "Es lohnt sich weiter zu kämpfen!"?
Ich frage mich, ob Tiere weinen:
"Die überlegene Rasse, die sich selbst zerstört.
Die mit ihrer Ignoranz die Welt verkeimen. Die einfach nicht weiß, wo sie hingehört..."
Ich schlutze, vernehme leises Wein'.
Die Horde kommt mit Wort und Messer. Dann reden sie mir wieder ein:
"Du selbst bist nicht anders, du selbst bist nicht besser!"
Drum sagt mir, ist es falsch Zweifel zu erlauben,
zu fragen: "Was ist der Sinn?"?
Ist es falsch nicht an den Mensch zu glauben,
obwohl ich einer bin?

N.Fender