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Gedichte über den Menschen - Seite 508


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Minderwertigkeitskomplex?

Minderwertigkeitskomplex?

Man kann sich Minderwertigkeit einreden,
Selbst wenn man allgemein schon anerkannt,
Nachwirken doch aus Kindheiten die Fehden,
Denen man immer wieder zugewandt.

Ein Leben lang musste sie streiten,
Konnt' ohne Findbilder nicht sein,
Musste Intrigen, Lügen stets verbreiten,
Fernab von jedem Sonnenschein.

Die Mutter wollt' sie niemals lieben,
Befand sich mit ihr immer nur im Krieg,
Buhlte, um in Vaters Gunst zu liegen,
Errang dadurch auch niemals einen Sieg.

Dennoch konnte sie unterhaltsam sein,
Herrlich durfte man mit ihr fabulieren,
Doch die Fassade war immer nur Schein:
Sie ließ Verachtung manche Freundin spüren.

Dreimal versuchte sie ihr Liebesglück
Und scheiterte dabei jedesmal kläglich,
Denn immer wieder ging der Blick zurück:
Die eigene Kindheit fand sie unerträglich.

Sie brach Familienkontakte später ab,
Die ihr naturwüchsig doch eingeboren,
Verlebte nörglerisch die Güte und ihr Hab,
Musste von echten Freuden so abschwören.

Die Tochter, die ihr leider gleichgesinnt,
Verstärkte in Gesprächen Minderwertigkeit,
Denn wo die Seele nun gar zweifach spinnt,
Bleibt nichts, als Nörgelei und Unfreiheit.

Schade, dass sie nicht reflektieren konnte,
Weil scheinbar ein Stachel in ihr nachbohrte
Und sie deshalb das Dauerleid bewohnte,
Nur noch in ihrem Eigenen verschmorte.

Gar manches Trauma müsste gar nicht sein,
Bliebe breite Kontaktnahme erhalten.
Wer nur in Eigenmächtigkeit allein,
Für den ist offene Welt nicht zu gestalten.


©Hans Hartmut Karg
2019

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