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Gedichte über Liebe - Seite 440


Im Poesiealbum geblättert

Vor 15 Jahren fing es an,
als die Schule einst begann.
Neben der obligatorischen Zuckertüte
gab es Geschenke unterschiedlicher Güte.
Ich jedenfalls überreichte ihr stumm
ein goldverziertes rotes Poesiealbum.

Der Direktor schrieb vom Flug zu Sternen,
dafür müssten alle eifrig lernen.
Die Klassenlehrerin ließ durchklingen
dass Bienchen die Zensuren bringen.
Große Schüler schrieben kurze Reden,
dass das Leben fordert heute jeden.

Im Album die liebe Verwandtenschar
beschrieb die Schule wunderbar.
Heute kam es wieder zu mir zurück,
um zu künden von dem jahrelangen Glück.
Das Gold abgeblättert, der Einband abgegriffen,
wichtig der Inhalt, die Worte, die geschliffen.

Ich las von „Mutter und Vater ehren“
und sich „seiner Feinde wehren“.
Vom „Vaterland, das trieb hinaus“
bis zur „Stube mit Katz und Maus“.
Kaninchen, Katzen, Vögel, Hunde,
manches Tier erschien in der Runde.

Rosen, Tulpen, Vergissmeinnicht,
diese Blumen sind fast schon Pflicht.
Lernen, lernen, lernen,
sonst steht das Zeugnis in den Sternen.
Jungen tauchen selten auf, fast nie,
fehlt ihnen etwa die Poesie?

Irgendwann heißt es „Herzensdiebe“,
später erst spricht man von Liebe.
Von Liebe am Tage, von Liebe bei Nacht,
doch immer im Haus, von Eltern bewacht.
Die Schrift ist mal krakelig, mal akkurat,
in vielen Farben, sogar grün wie Spinat.

Ist eine Seite nicht per Passbild belebt
wurden bunte Abziehbilder eingeklebt.
32 Seiten hab ich gezählt,
nun wurde ich erneut ausgewählt.
Ich schrieb von Schule, Arbeit und Sport,
von Freundschaft und Liebe an einem Ort.

Von Lotto, Glück und Geld gesamt,
hab Tabak, Schnaps und Rausch verdammt.
Oh ihr Götter steht mir flüsternd bei,
dass mein Spruch auch poetisch sei.
Denn alle andern lesen ihn prompt,
wenn das Poesiealbum zu ihnen kommt.

18.03.2017 © W.R.Guthmann
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Mal überlegen

Mal überlegen
Über wen könnte ich denn heute mal schreiben?
Über uns und wie wild wir es immer noch treiben
Und weil ich recht begabt im Formulieren
Mit unsrer Liebe Güte kokettieren
Sie so geschickt in Worte fassen
Dass einige vor Neid erblassen
Wem will ich damit grade imponieren?
Mal überlegen

Mal überlegen
Über wen könnte ich denn sonst noch so schreiben?
Etwa die, die so gern im Verborgenen bleiben
Sich still in eine Ecke kauern
Wo sie auf Emotionen lauern
Und mit der Aussicht auf reichen Segen
Geduldig warten, auch meinetwegen
Es kann ja nicht mehr allzu lange dauern

Bis mein `Meisterwerk der Erotik´ gelungen
Von manch trefflich genialen Metaphern durchdrungen
Mit Bildern, die dir, mein Liebchen, schmeicheln
Die schildern, wo ich dich am liebsten streicheln
Möchte - an sehr verschwiegenen Orten
Anonym und in ehr gediegenen Worten
Damit sie nicht um deinetwegen speicheln

Die Schnorrer, besonders all jene von ihnen
Die hier warten und sich bei all denen bedienen
Die ihnen ihr intimstes Leben
Gedankenlos zum Besten geben
Nicht den geringsten Skrupel kennen
Genüsslich Ross und Reiter nennen
Was ist es überhaupt wonach sie streben?
Mal überlegen

Mal überlegen
Wenn also die Liebe zu unseren Lieben
Nur so groß wie die Kunst ist mit der sie beschrieben
Vom einen auf das andre schließen
Wenn es so einfach wär, dann ließen
Sich leicht Zusammenhänge konstruieren
Egal ob sie tatsächlich existieren
Denn was genau ist damit schon bewiesen?

Damit ist noch überhaupt gar nichts bewiesen
Das Talent, die Gefühle in Worte zu gießen
Es dient vielleicht ganz andren Interessen
Geht es dabei um Liebe oder wessen
Worte sie am besten präsentieren?
Und das Spiel, das sie hier inszenieren
Verkommt zum bloßen Liebeskräftemessen

Auch ich möchte nicht auf das Schreiben verzichten
Möcht auch künftig in weiteren Liebesgedichten
Stück für Stück unser Glück zusammenfassen
Und die ganze Welt von kosten lassen
Nur ob es wirklich ratsam wäre
Verließ ich die private Sphäre
Verriet ich meine Liebsten an die Massen
Mal überlegen

Was gibt es da zu überlegen?
Mein Liebchen, ich werd dich bestimmt nicht verraten
Und all die, die von mir etwas andres erwarten
Hab ich nicht vor zu unterstützen
So wird es ihnen gar nichts nützen
Und grade, die mir schutzbefohlen
Werd ich nicht auf die Bühne holen
Dafür mit aller Macht vor ihnen schützen
Da gibt es nichts zu überlegen

Bleibt aber noch immer die Frage zu klären
Was die antreibt, die jedem hier Einblick gewähren
In ihr ach so perfektes Familienleben
Dafür muss es schon gute Gründe geben
Wenn sie für all das sogar ihren
Geliebten Nachwuchs präsentieren
Um eitel Freud, gleich völlig abzuheben
Natürlich ohne groß zu überlegen

Ich seh Adlige, die auf Balkone steigen
Um dem Volk seinen künftigen Herrscher zu zeigen
Voller Stolz seine sämtlichen Namen verkünden
Als ob mehrere Herren zur Auswahl stünden
Ich seh prächtige Kutschen sich Wege bahnen
Durch die jubelnden Massen von Untertanen
Wie war das gleich noch mit den guten Gründen?
Ich bin aus guten Gründen gegen
Alle, die so überlegen

( -für alle, die es nicht nötig haben- )
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