Gedichte über Liebe - Seite 1693

Die Älteste

©Hans Hartmut Karg
2018

Sie war als Älteste ja viel zu kurz ein Kind,
Schon früh musste sie ihre Brüder hüten.
Und wo im Haus so viele Kinder sind,
Gibt es kein Auszeitnehmen, kein Ermüden.

Die gute Mutter sie als Partnerin wohl sah,
Weil sie selbst aus dem großen Mädchenhaushalt
Und deshalb dort den eigenen Schwestern nah
Beim Kochen, Nähen, Stricken, Plaudern halt,

War selbst der Kinderzeit zu früh entwöhnt.
Die Älteste Brüdern und Mutter auch dienen musste,
Zwar freiwillig, doch heimlich hatte sie gestöhnt,
Während niemand um ihre tiefsten Wünsche wusste.

Als sie selbst ihre Kinder dann geboren
Die heute längst aus Haus und Zeit,
Da hatte sie für sich geschworen:
„Ich hole mir zurück etwas Kindheit!“

Sie kaufte sich ein grünliches Schwimmbecken,
Das aufgeblasen nun in ihrem Garten lag.
Da planschte sie, ließ von Insekten gern sich necken,
Verdrängte dadurch alle frühe Plag'.

So konnte sie Zwanghaftigkeit abstreifen,
Immer nur für viele andere da zu sein
Und endlich hin zu angestammter Anmut reifen,
Im kleinen Becken, zärtlich mit dem Mann allein.

*

Junge Frau , ich seh Dein Bild an ,
Gedanken komm mir in den Sinn ,
Gedanken die Dir zu diesem Zeitpunkt ,
unklar und befremdlich sind .

Ich seh nicht nur , das süße Mädchen ,
nicht nur der Blüte süßer Zier ,
ich seh an Dir das zärtliche streicheln ,
die Freud und auch die Sorg in Ihr !

Geht es Dir gut ,mein Kind ,
noch bist Du in Geborgenheit ,
noch sind wir eng zusammen verbunden ,
noch sind wir körperlich vereint .

Welche Leiden werden dich treffen ,
welch Schicksal Dich wohl je ereilt ,
welche Sorgen werden Dich plagen ,
kannst Du Kind im Kinde sein ?

Werden wir uns ewig lieben ,
sind wir Drei immer vereint ,
oder wird der Alltag siegen ,
sich verfremdet , was gut gemeint .

Sorgen Kind , kennst Du noch nicht ,
liegst geborgen noch im Schoß ,
einst in Liebe bist entstanden ,
werd in Liebe Stark und Groß .

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