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Gedichte über das Leben - Seite 753


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Denkanstöße

Gerecht verteilt scheint der Verstand,
schaut man sich um im weiten Land
ist beinah jeder Mensch hienieden,
mit seinem Anteil recht zufrieden.
Das gilt jedoch, Gott sei’s geklagt,
solange nur, bis der was sagt.
Dann unterscheiden sich die Geister,
getrennt in Scharlatan und Meister.
Und es bestätigt sich erneut,
Verstand ist zufällig gestreut.
Wenn ein Organ den Dienst quittiert,
nicht mehr läuft so wie geschmiert,
fängt man zu überlegen an,
ob man es nicht ersetzen kann.
Bei Nieren, Leber, Herz und Lungen,
ist das den Ärzten schon gelungen.
Doch beim Gehirn, ich sag es schlicht,
geht das zum Glück bis heute nicht.
Allein die Frage ist schon schwer:
Wo kriegt ein neues Hirn man her?
Auch blieb beim Tausch das Risiko,
wie hoch ist nun das Denkniveau?
Hier muss die Erkenntnis gelten,
kluge Hirne sind recht selten!
Wird ein Computer neu bestückt,
mit einer Festplatte beglückt,
dann lädt man drauf was nötig sei,
ob Dienstprogramm, ob Bilddatei.
Man stopft sie voll mit neuer Zeit,
sie hat keine Vergangenheit.
Bei dem Gehirn geht so was nicht,
es ist nun mal kein Leichtgewicht.
Das alte raus, das neue rein,
ach könnt es doch so einfach sein.
Mit einem Schnitt, es wär zum Lachen,
aus Simpel einen Einstein machen.
Doch weg wäre die Jugendzeit,
Liebesglück und Liebesleid.
Auch der erste Kuss sogar,
wäre nicht mehr abrufbar.
Es wäre so wie neu geboren,
Erfahrungsschatz – alles verloren.
Das neue sicher schneller wäre,
doch fehlt total die Atmosphäre,
die mit dem alten war gegeben
und farbig machte unser Leben.
Es geht ganz gut noch mit dem alten,
und darum soll man es behalten.
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Wehe, wehe, Vene!

Wehe, wehe – Vene!
Ein Öldruckschlauch im Hebekran,
fing plötzlich sacht zu tropfen an.
Ein Zeichen für den Ingenieur,
es muss sofort ein neuer her!
Der Alte raus – der Neue rein,
könnt es doch stets so einfach sein:
Bei mir im Bein, ein Venenstrang,
der fleißig, viele Jahre lang,
das Blut gepumpt, war niemals krank,
nahm auch die Arbeit nicht so schwer,
doch eines Tages kündigt er,
durch Schmerzen und Entzündung an,
dass er es nicht mehr richtig kann!
Dem Ingenieur ist das zu schwer,
hier muss ein Medizinmann her!
Der drückte hier und prüfte da,
dann sagte er: Aha, naja,
die Vene ist nicht mehr das Wahre,
kein Wunder – 78 Jahre
und grob gesündigt manchen Tag,
was eine Vene gar nicht mag.
Was ist zu tun fragt ich beklommen?
Sie wird einfach herausgenommen,
Narkose – Schnitt – dann ziehen sacht,
das wird heut ambulant gemacht.
Was bei ihm klang wie Honigseim,
schlug bei mir wie ein Faustschlag ein!
Könnt ich vielleicht darauf verzichten?
Er dachte nach und sprach: Mitnichten,
von selbst verbessert sich das nimmer,
es wird von Tag zu Tag nur schlimmer.
Da kam ich, wenig froh, zum Schluss:
Hab keine Wahl, was muss, das muss!
Am 2. Mai war es soweit,
ich lag im Bett, zur Tat bereit.
Dann holten mich die Schwestern ab,
sie schoben mich, im sanften Trab,
entlang den Gang, mit kühnem Schwung.
mein Gott was sind die Mädchen jung,
sie möchten tanzen, lachen, lieben,
und müssen alte Männer schieben.
Schon liegt man im sterilen Raum,
schnell schläfst Du ein, hast keinen Traum,
Du blinzelst in ein helles Licht,
was Dir geschah, das weißt Du nicht.
Alles sitzt noch am rechten Fleck,
nur die Vene, die ist weg!
Nun beginnt, mach Dich bereit,
eine wenig schöne Zeit.
Man erhält, Du ahnst es schon,
einen Strumpf zur Kompression.
Der dazu dient, dass innere Venen,
die Schicht der alten übernehmen,
die jetzt weg ist und drum fehlt,
aber Dich nun nicht mehr quält!
Man trägt den Strumpf 6 Wochen lang,
mal Hoffnung und mal Untergang.
Doch irgendwann ist es zu Ende,
man reibt seelenfroh die Hände.
Aber das Grauen kommt mich an:
Wann ist die nächste Vene dran?
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