Gedichte über das Leben - Seite 1895

Du sagst, ich wäre anders geworden.
Nicht mehr so wie früher.

Aber nur weil du mich
mit der Zeit
auch aus anderen Blickwinkeln
betrachten konntest
bedeutet es nicht,
dass ich ein Anderer geworden bin.

Es ist nur eine weitere Facette
meiner selbst
zum Vorschein gekommen.
Eine Facette,
die du bisher nicht beachtet hast
weil dein Blick bisher zu sehr
an dem Teil meiner Persönlichkeit
hängen geblieben ist,
den du immer bei mir sehen wolltest.

© Michael Jörchel

Margariten war ich pflücken
sehr entzückend dieser Strauß
brachte ihn erfreut nach Haus,
doch schon auf des Weges Längen
ließen sie die Köpfchen hängen.

Sahen mich ganz traurig an
holte ihnen Wasser dann,
hoben nicht mehr ihre Köpfchen
an ihren Augen Wassertröpfchen.

Als ich sah genauer hin
merkte ich es Tränen sind,
wie konnt ich nur,wie konnt ich nur
so schöne Margariten plücken.

Stehn´nun nicht mehr in Sonne und Wind
wo sie schaukelten froh wie ein Kind,
ach könnt ich sie zum Leben erwecken
planzen in Erde an stille Lücken,
wo sie kann kein Mensch mehr pflücken.

Ein Mensch wie ich auch einer bin,
der unübelegt Margariten pflückte,
und sie in den Tod dann schickte.

Werde es nie wieder machen,
lass´sie in der Sonne lachen
und sie glücklich wie ein Kind,
schaukeln lassen froh im Wind.

Irgendwann werde ich den Satz finden.
Den Satz der alles sagt. Den ganzen
Sinn des Lebens. Den ganzen Sinn der
Welt. Den ganzen Sinn des Menschen.
Der Schöpfung! Des Universums. Der
Sinn von all dem was es gibt. Kann
sein, es wird einfach eine Idee sein.
Sie wird mir sagen gehe los. Entdecke
die Welt. Und der alles entscheidende
Satz. Der Satz mit Sinn wird der Sein!
Die Frage an einen Menschen: "Wie
komme ich zur Fichtelstraße?"

Irgendwann werde ich die Wahrheit
finden. All das Wissen. Der Kern des
Ganzen. Der Kern des Lebens. Der
Kern der Schönheit. Der Kern der
Schöpfung. Der Kern des ganzen
Universums. Das Gesicht von Gott.
Ich werde noch 100 Bücher lesen.
Noch 1000 Gespräche führen. Noch
Jahre mit Nachdenken verbringen.
Und dann habe ich die Idee. Die alles
entscheidende Erkenntnis. Ich werde
etwas reparieren. Und jemand fragen:
"Wie funktioniert das!" Und mein
Leben beginnt neu.

Irgendwann werde ich den Glauben
finden. Ich werde sehen was das
Leben ist. Ich werde sehen was das
Universum ist. Und ich werde die
ganze Schöpfung erkennen. Ich
werde das Licht sehen. In dem sich
alles zeigt. Größe! Liebe! Schönheit!
Wahrheit! Der Mensch! Und ich
werde das erfassen, was der Punkt
ist. Der entscheidende Gedanke. Das
Gebet, das jeder Schritt spricht.
Das Leben mit dem ich immer die
Liebe berühre. Wohin ich auch gehe.

7/2009