Gedichte über Kummer - Seite 40

(K) Ein Tag wie jeder andere…(PK)

Gestern ging es mir so richtig mies,
darum lief auch alles total schief.
Wollte mit dem Rad mal fahren,
freute mich schon darauf seit tagen.

Doch so weit ist es nicht gekommen,
Parkinson hat mir den Spaß genommen.
Zuvor konnte ich schon schlecht gehen,
und dann ist es plötzlich geschehen.

Ich verlor das Gleichgewicht,
festhalten konnte ich mich nicht,
meine Füße klebten am Boden fest,
ein unsanfter Sturz gab mir den Rest.

Erst gab es einen lauten Knall,
und schon kam ich zu Fall,
und eh ich mich versah,
war der Boden mir ganz nah.

Bin gegen die Tür geflogen,
der Schreck war schlimmer ungelogen.
Zum Glück war nichts gebrochen,
am liebsten hätte ich James erstochen.

©Gaby Geng/Vergissmeinnicht

Herausgeputzt laufe ich durch die schöne Stadt
sehen und gesehen werden
um mich herum laute, wohltuende Menschenherden
ein verspiegeltes Schaufenster oh ich sehe mich nicht satt

Ein wohl bekanntes Gesicht betrachtet mich
Aus den Augen nicht lesbar, ob es das Gesehene mag
Das Gesicht flieht vor meinen Blicken auf einen Schlag
Der verurteilende Haufen Menschen mustert es aufdringlich

Die Blicke löchern mich so tief
so tief, wie die des Schaufensters
Ich höre die Totenstille der Stadt
so schrecklich laut ist die Stille um mich herum

Am Abend schminke ich mir mein zweites Gesicht ab
zu wenig Beachtung
zu wenig Bestätigung
zu wenig Anerkennung

Morgen male ich mir ein neues auf!
Morgen schenken sie mir Beachtung!
So den wertenden Blicken des Schaufensters entkommen
endlich

Das Leben wankt, der Kopf scheint leer,
vielleicht sind´s Depressionen?
Man fühlt sich müde, isst nichts mehr,
möchte die Seele schonen.

Es geht nichts mehr, ein Teufelskreis,
er lässt sich kaum durchdringen.
Die Arbeit fordert ihren Preis,
man muss ihr Liedchen singen.

Manch Jahr verrinnt, man geht am Stock,
kann sich kaum selbst ertragen.
Karriere fordert Zeit und Bock,
da bleibt kaum Raum zum klagen.

Burnout ein Wort, null Medizin,
stets heißt es Leistung steigern.
Am gleichen Strang gilt es zu zieh´n,
keiner darf sich verweigern.

Man ist wie tot, das ist kein Spiel,
man steht vor grauen Mauern.
Das Leben fordert oft zu viel.
wie lange mag´s noch dauern?

© Hansjürgen Katzer, November 2018