Gedichte über das Internet - Seite 21

Netzwelten

Schwimmen die Netze in globalen Weiten,
Aufgespannt nur in sonnendem Glanze?
Wollen sie uns Harmlosigkeit verbreiten,
Worte aufgreifen, womit man dann tanze?

Werden überhaupt noch Anker ergriffen,
Deren Haltegurte schlaff im Wasser liegen,
Auf besänftigende Retter zugegriffen,
Welche Wildbesänge hindern am Bekriegen?

Ja, das Netzwerken spinnt seine Taten aus,
Sinnt darauf, dass wir ihm erhalten bleiben.
Doch wo wir vertrieben aus unserem Haus,
Lässt sich da noch eigene Freiheit betreiben?

Es ist ja so, dass Netzwerke auch fangen,
Sich nicht um Befindlichkeiten scheren,
Um so an Deine Seelenträume zu gelangen,
Pflegen sie doch nur ihr Dauerbegehren.

Da hat sich die Suchtwelt fest eingegraben
In den Scheinschutz bleibender Illusionen.
Der Mensch glaubt sich mit seinen Gaben
Noch frei beweglich in ureigenen Zonen.

So fragen wir bald nach netzfreien Zeiten
Und suchen wieder die intimeren Räume,
In denen wir unsere Horizonte ausweiten –
Abseits der global vertriebenen Träume.


©Hans Hartmut Karg
2021

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Einst waren Poesiealben bekannt,
wurden weiter gegeben von Hand zu Hand,
und jeder, der ein solches bekam,
schrieb einen kleinen Spruch in dieses dann.

An einen sich wohl jeder erinnern kann,
der in fast jedem dieser Alben stand:

„Sei wie das Veilchen im Moose,
sittsam bescheiden und fein,
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.“

Doch dieses galt wohl nur für Frauen,
Männer durften und konnten sich alles trauen.
Zum Glück haben in der heutigen Zeit
diese Worte verloren ihre Gültigkeit.

Sieht man sich aber soziale Medien an,
sollte sich mancher erinnern daran.
Viele sich darin offen präsentieren,
nur um viele Likes zu generieren.

Wobei doch total uninteressant ist,
wie einer aussieht und was er gern isst,
denn darauf kommt es nur selten an,
fürs Leben ist wichtiger, was er kann.

Solange es aber Plattformen gibt,
wo das Aussehen eine große Rolle spielt,
besonders junge Leute danach streben,
damit zu finanzieren ihr Leben,

was manchen mitunter auch gelingt,
wenn eine Firma da mit aufspringt
und ihre Produkte zur Verfügung stellt,
sie so präsentieren kann in aller Welt.

Aber auch schwarze Schafe sind nicht fern,
nutzen manches für ihre Zwecke gern.
Deshalb sollte jeder gut überlegen,
wie offen er sich will im Netz bewegen.

Social Media sind der Hit!
Da macht doch jeder gerne mit
So schöne Bilder, kluge Worte,
nette Leute, tolle Orte!

Jede sieht dort prima aus
Jeder weiß was, kennt sich aus
Fast alle haben beste Laune
Wie ich täglich das bestaune!

Nur meine Welt passt da nicht rein
So stressig und manchmal so klein,
so ungeschminkt und strapaziös
Ganz selten bin ich bravourös

So manche kriegt da einen Knacks
‚Ich bin nicht gut genug, zu lax,
bin viel zu dick und nicht gut drauf‘ -
ist das nicht auch der Welten Lauf?

Der schöne Herbst hat dichten Nebel
Die Kälte ist des Winters Regel
Das Frühjahr bricht sich langsam Bahn
Die Sommerhitze legt dich lahm

Manchmal, da ist es einfach Shit!
Und trotzdem geh ich weiter mit
Das Leben, das ist sooo ein Wunder!
M i t all den Härten, all dem Plunder

Kontrolle braucht das Netz!

Es sind nicht nur die wilden Kerle,
Die das Netz global gefährden,
Sich zu Unmöglichkeiten gern aufschwingen,
Sicherheit und Würde uns zerstören
Und Frechheiten sich dort zuweisen,
Wo Menschenfreiheit sie gefährden.

Schafft endlich die Instanzen,
Mit denen weder Sittenklau,
Noch das Erfund'ne man
Stehlen und verhundsen kann,
Sonst wird die freie Welt
Geknebelt – und verrohen!

Instanzen sind weltweit zu schaffen,
Die Netzverbrecher sich vorknöpfen.
Beleidigungen müssen dann bestraft,
Erfindungsklau denen genommen werden,
Die anonym Menschen ausbeuten,
Systeme dem Ruin zutreiben.



©Hans Hartmut Karg
2021

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