Gedichte über den Herbst - Seite 103

Wo gestern morgen Sonnenstrahlen
spielten, empfängt mich frostig
bleischweres Licht, wo
Ozeanblau die
heiße Haut
umspülte,
verschlingen
grau Schattenschauer mich,
liegen als Abgrund mir zu meinen
Füßen, ziehn schleichend sich
in meine Mitte. Die
goldnen Seile
sind so jäh
gerissen!
Ich falle aus
der Welt und kippe
ausgestoßen dem Tag in
steinigen Schoß - hier liegen
Stunden wie Gerippe und Herzschlag
so ungeschützt und bloß.

Herbstsonne
befreit
vom sommerlichen
Zwang jugendlich frisch
zu scheinen,

sättigt sich
an den nebligen Schatten
der Seele
und taucht sie
in goldene Milde.

Einzig die Gier
nach dem ersten Sonnenstrahl
frühmorgens
bleibt

und erinnert an Lebenshunger
und nie satt sein.

Golden leuchtet der Herbst,
Winde laden zum Tanz,
ein Blatt murmelt und scherzt,
verleiht dem Leben Glanz...

Tief ist der Sonne Lauf,
die Erde küßt ihr Blut,
der späte Tau fein raucht,
in ihrer milden Glut...

Mein Herz wird nochmals warm,
wenn ich solch Lichter seh,
der Schnee macht alles arm,
die Welt sich weiter dreht...

Copyright Daniel Behrens