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Gedichte über Gefühle - Seite 2090


Lied für Jerusalem (Jeruschaljim)

1.
Morgens um vier: Dein Schlaf ist so tief, dass die
Vögel darüber spazieren und tirillieren könnten,
ohne dich aufzuwecken ...

Doch dann heult der Wind vor deinem Fenster -
du schlägst die Augen auf.

Lichter flackern bedenkenlos -
das Buch auf deinem Nachttisch
springt auf und spielt kokett
mit mehreren Seiten.

2.
Sobald der Sturm sich gelegt hat,
wirst du aufstehen; die Turmuhr schlägt fünf,
draußen ist es fast hell. - Du musst nach Jeruschaljim.

Dein Lächeln besiegt alle Kriege.
Es ist ehrlicher als die Waage des
Krabbenhändlers am Hafen.

Tauben fressen dir aus der Hand,
Kinder lächeln unter Tränen, sobald du
in ihre Nähe kommst.

Wie einst Amphion durch den Klang seiner
Leier Steine bewegte und Theben erbaute,
erweckst du mit deiner Stimme Vertrauen.

3.
Das Morgenrot sammelt sich in deiner Wange.
Die Turmuhr schlägt sechs. Der Sturm hat sich
in die Strafprozessordnung geflüchtet.

Immer beharrst du auf deinem Recht -
Die Paragraphen gehen auf Zehenspitzen,
sobald wir müde sind und schlafen wollen.
Wir kommunizieren und duellieren uns verbal
und im steten Wechsel wie Eros und Anteros.

4.
Der Sommer wird uns überraschen
wie ein warmherziges Gerichtsurteil.

In meinem Gehörgang versammeln sich unsere Küsse:
Ich höre den Regen nicht mehr. Gegen Morgen träumen
wir meist von Massenamnestien für gewaltlose Journalisten.

Wir verleihen unsere Namen an zahlreiche
Petitionen in der ganzen Welt.

5.
Unsere Hände sind frei von Gold und Silber.
Ich schlucke deine Pillen, du meine.
Unser Blut spielt verrückt, total meschugge.

Du streitest für humane Altersheime,
liebevolle Betreuung mit Herz,
während ich für ehrliche Begräbnisse plädiere:
Ihr dürft uns an unseren Gräbern verfluchen,
was das Zeug hält.

Mein Herz geht stets vor dir auf Reisen
und empfängt dich in den Hotels dieser Welt
mit aktuellen Reiseführern und roten Rosen.

6.
Während du arbeitest, fahre ich mit dem Bus
durch Jeruschaljim und vergesse andauernd,
dass ich mich hier niemals für etwas bedanken darf.

Der Busfahrer drückt mir das Rückgeld in die Hand
und ich bedanke mich – abgelenkt von der faszinierenden
Stadt. - Er schaut mich ganz merkwürdig an und fragt
auf hebräisch: „Was willst du von mir?“ -

Ich liebe Jeruschaljim!
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Schlechte Tage

Heute war einer dieser Tage.
Jeder hat sie. Jeder kennt sie.
Diese bestimmten Tage.

Ein „schlechter“ Tag,
ein besonders harter Tag.
Ein Tag, an dessen Ende
man nur noch an sich selbst zweifelt.

Jeder hat mal einen Tag,
an dem er einfach nur ausgebrannt,
erschöpft ist.

Jeder hat mal einen Tag,
an dem er zu nichts Lust hat,
sich über nichts freut,
niemanden sehen
und mit niemandem reden will.

Jeder hat mal einen Tag,
an dem einem alles und jeder auf die Nerven geht,
an dem man unbedingt Schokolade braucht.

Jeder hat mal einen Tag,
an dem er gar nicht erst aufstehen will,
einfach im Bett liegen und
deprimiert an die Decke starren will.

Jeder hat mal einen Tag,
an dem er nicht atmen kann,
an dem man nicht lauthals lachen,
sondern lautstark weinen will,
sich einfach nur leer
und hilflos fühlt.

Jeder hat mal einen Tag,
an dem er sich selbst sagt
„Ich kann nicht mehr“,
„Ich will nicht mehr“,
an dem man nicht mehr weiß,
was man tun soll und
nur noch nach einem Sinn sucht.

Jeder hat mal so einen Tag,
jeder kennt diese Tage.
Das macht jeden auch zum Menschen.

An jedem dieser Tage denken wir uns
„Das geht vorbei“,
„Es wird alles wieder gut“,
„Es gibt immer gute,
aber auch schlechte Zeiten“.

Und am nächsten Tag stehen wir wieder auf
und versuchen erneut unser Leben
lebenswert zu machen.

Und irgendwann scheitern wir wieder,
wir werden uns noch öfters selbst enttäuschen,
andere und uns selbst verletzten.
Doch wir geben niemals auf,
denn irgendwann ist es sonst zu spät dafür.
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