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Gedichte über Frieden - Seite 68


Das innere Kind

Das kleine Mädchen in mir, es findet keine Ruh,
es schreit und es zittert, doch niemand hört zu.
Die Große im Kopfe, sie ist ja so stark,
sie bestimmt und bestreitet das Leben- oft auch mit Gewalt.

Sie wohnen zusammen im Körper, die beiden Groß und Klein
und sind unzertrennlich, das muss ja so sein.
Die Kleine da drinnen, sie war zuerst da,
doch die andre die Große wurde stärker Jahr um Jahr.

Die Kleine sieht die Welt mit kindlichem Blick,
spürt Liebe, Hass, Ärger, Angst und den Augenblick.
Die Andre, die Große- im Kopfe verband sich mit Ihrem Ego
und nennt’s nun Verstand!

Wie soll da ein Kind im Bauch sich noch freun,
wenn oben der Kopf ihm ständig redet rein.
Du musst es doch schaffen, komm stell Dich nicht an,
Du bist jetzt erwachsen-musst steh’n Deinen Mann!
Du darfst keine Angst haben und Nöte dazu,
halt endlich mal still und gib doch schon Ruh.

Die Kleine weint und zieht sich zurück,
gebrochen, enttäuscht doch mit einem Trick.
Sie verkriecht sich woanders im Körper darauf,
sie zwickt und sie juckt, sie beißt und reißt aus.

Doch keiner will’s hören, sie passt nicht ins Spiel.
Was zählt ist was andres und heißt: Wie komm ich ans Ziel!
Die Macht und der Ehrgeiz sind ganz vorne dran,
dann kommt noch der Reichtum, dann bist Du ein Mann.

Doch manchmal da kommt der Kopf dann zu ruh‘n,
wenn er nicht mehr weiß, was soll er bloß tun?
Dann hört er ganz unten im Körper was schrei‘n,
er beginnt zu begreifen, was könnte es sein!

Da beugt sich der Große hinunter zu Dir.
Du – Kleine ich kenn Dich und Du gehörst mir!
Wir beide zusammen, wir beschützen uns nun,
dann kann uns kein Mensch auf der Welt mehr was tun.

Eva-Maria Pfitzer
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Relikte der Vergangenheit

Gestern Abend kam Besuch,
es klingelte drei Mal.
Ich legte beiseite mein Buch,
merkte mir die Seitenzahl.
Der Bürgermeister kam,
er sprach von seiner Wahl.
Vor 3 Monaten er das Amt annahm
nun gäbe es eine neue Qual.

Im letzten Krieg, als der bald vorbei,
der Führer noch fest im Bunker saß,
war vor unserem Ort großes Kriegsgeschrei
als die Front kam, die keinen vergaß.
Weil der Feind mit Panzern näher rückte,
die Autobahn war leer und intakt,
man die Brücken mit Granatwerfern bestückte,
die selbst neuste Panzer geknackt.

Welle um Welle rollten die Ketten,
und wurden zu Schrott geschossen,
um noch etwas Deutschland zu retten,
durch jugendliche Volksgenossen.
Der russische General wiegte sein Haupt,
er vernahm die Verluste,
Stalin hat ihm den Humanismus geraubt,
sodass er siegen musste.

Drei Flugzeuge forderte der General,
bestückt mit Bomben zentnerschwer,
die zogen mit todbringendem Stahl
über die Verteidigungsstellungen her.
„Bomben ab!“ die Befehle platzten,
die Piloten klinkten sie aus.
Während sie die Kurve kratzten,
traf es unten Mann und Maus.

Im Schutz der Katjuscha-Raketen
ist ein T 34 seitwärts gewichen.
Salven nur die Baumkronen mähten,
er ist durch Dörfer geschlichen.
Er fuhr neben der Straße, im Nu,
die Karabiner konnten ihm nichts tun,
drückte er die Schützengräben zu,
der Kampf musste ruh‘ n.

Die Autobahn war offen und frei,
der russische Sieg sicher schien.
Der weitere Weg war Spielerei
zum Sturm auf die Festung Berlin.
Die Toten machten keine Sorgen,
in Gruben, gemeinsam oder alleine.
Der Umbetter aber hat sie geborgen,
von Hunderten Soldaten die Gebeine.

Und jetzt nach so vielen Jahren
manchem braven Häuslebauer
sich immer noch Funde offenbaren
mit einem furchtbaren Seelenschauer.
Der Bürgermeister ist immer dabei
und keiner kann ihm beruhigt sagen,
legt man wieder so ein Relikt frei:
„Das war die letzte aus jenen Tagen!“

30.11.2017 © W.R.Guthmann
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