Gedichte über die Erkenntnis (Seite 505)

TRAUMerwachen

Manchmal lebt der Inhalt
eines Traum's beim Erwachen
einfach weiter.

Stufe um Stufe schreitest du
dennoch voran, hinauf,
die Lebensleiter.

Nichts hält dich davon ab,
deinen Weg weiterhin zu geh'n.

Inhalte verblassen mit der Zeit,
Erinnerungen verweh'n.

Moos

Ein letztes Mal der Liebe Sein
Inniglich so rein empfinden
Als ahnte unsäglich tief
Bereits ein altes Wissen
Dass keine Zeit für Neues
Könne sich mehr finden lassen
Abschließen ohne Ende?
Doch aus offener Wunde Schmerz
Wächst schon wieder sanft ergrünend
Junges Moos, hoffnungsvoll versöhnend

Umhüllt mit seiner Weichheit Weisheit
Kissengleich der Scherben Spitzen
Welche manch echte Lebnsnot
Verletzend scharf treffend schlug

Gedanken und Gelübde am Neujahrstag

Beschwingt klingt uns're Melodie
auf ganz beson'dre Weise.
Vergang'ne Zeit passiert Revue
in den Gedanken leise, leise.

Vereinsamt liegt der Boulevard
mit seinem Flair und den Kastanienbäumen,
wo damals unser Treffen war,
um zu flanieren und zu träumen.

Der Wind hat manchen Traum verweht,
nur die Erinnerung ist uns geblieben.
Doch das Gelübde steht,
uns immer herzensgern zu lieben

Trugbild

Tausend geträumte Bilder
Tausend gekaufte Gefühle
Sind kein Gold, und auch kein Silber
Enden indes Morgens Kühle

Dumpfer Schmerz ist Manifest
So Tief in des Denkens Quell
Des falschen Glückes karger Rest
Verfliegt in des Tages Hell

Am Ende sind der Drogen Träume
Die sich als Garten Eden präsentieren
Ein Wäldchen blätterlose Bäume
In dem sich unsre Hoffnungen verlieren

In seinem Haus

Als ob hier Antworten
auf dem Boden liegen
und Hoffnung vom Himmel fällt
Als ob ich hier behütet wäre
und die Wirklichkeit mich
nicht mehr treffen
und verletzten könnte
Als ob er seine Hand
schützend über mich hält
und die Sterne nicht mehr
wie im Bombenhagel
in tagheller Nacht
auf mich stürzen können
Als ob hier der Moment
einen Augenblick innehält
überlegt was als Nächstes zu tun
und ich so kurz Atem komme

Johannne Thomsen

Gedichte über die Erkenntnis - Seite 505

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Moos

Gedanken und Gelübde am Neujahrstag

Trugbild

In seinem Haus