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Gedichte über Eltern - Seite 49


Eine Mutter, die sehr vermisst wird

Schade das die Mutter nicht dabei sein konnte.
Nur weil sie sich im Himmel den Bauch sonnte.
Scherz beiseite,
ich hätte sie gerne bei meiner Hochzeit an meiner Seite.

Leider ist sie schon sehr früh verstorben.
Seit der Hochzeit fühle ich mich wie neu geboren.
Meine Mutter wäre mit meiner Wahl sehr zufrieden.
Sie hätte gelernt meine Frau zu lieben.

Sie hätte eine Schwiegertochter dazu bekommen.
Eine Familie zu gründen, wird sich für alle lohnen.
Schade ist auch, das sie ihr drittes Enkel nicht sehen kann.
Vielleicht wird es ja jetzt ein kleiner Mann.

So viel tut sie jetzt verpassen.
Den Tod werde ich immer hassen.
Zu früh hat er sie zu sich geholt.
Mit 66 hat sie es bestimmt nicht gewollt.

Jetzt wo ich ein zweites Mal geheiratet habe,
vermisse ich sie umso mehr.
Ich hätte für sie jetzt noch eine Gabe.
So sehr wie ich sie gehasst habe, habe ich sie geliebt sehr.

Ich wollte es mir nie eingestehen,
denn dafür ist in der Kindheit viel schreckliches geschehen.
Ich habe ihr schon längst verziehen,
das sie mich nicht konnte beschützen.
Mutter, den Namen habe ich ihr schon längst wieder verliehen.
Weiter mich krämen, würde mir auch nichts mehr nützen.

Mein neues Leben hat vor kurzem angefangen.
Ich habe mir eine bestimmte Krankheit eingefangen.
Von dieser möchte ich garnicht geheilt werden,
denn sie ist die beliebteste Krankheit auf Erden.

Diese Krankheit heißt Liebe.
Mit 50 sind erwacht noch einmal meine inneren Triebe.
Gegipfelt hat es mit der Gründung einer neuen Familie.
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Abendtraum (Brief an meine Pflegemutter)

Abendtraum

Weißt du woran ich gerade denke?
An die Zeit, in der unser Lindenbaum blühte.
In einem weißen Leinentuch hattest du die Lindeblüten eingesammelt.
Deine Hände waren rissig von der schweren Arbeit.
Dein Rücken schmerzte.

Weißt du – ich dachte daran, manchmal war ich fest überzeugt, du seiest eine böse Hexe.
Mit deinen Augen konntest du meine Blicke töten,
meine Gefühle erstickten im Keim.
Deine Stimme bebte drohend laut und erzeugte große Angst in mir.
Aber innerlich weintest du hilflos.

Weißt du – ich wußte, daß ich dich liebe,
doch zugleich haßte ich dich und deine Mauern.
Wie ein Gefängniswärter triebst du mich zur Arbeit,
quältest meine dünne Knabenseele.
Deine Hände konnten kalt strafen und fest.
Unter meinem Schmerz spürte ich deinen Hass.

Jetzt bist du alt geworden und ich denke an die vergangene Zeit unter dem Lindenbaum.
Wie flink und eifrig deine Hände waren.
Jetzt liegen sie bleich in deinem Schoß und suchen nach deinem verlorenen Traum.
Ich floh weit weg von dir, ohne zu wissen, welche Bedeutung es für unsere Herzen hatte.

Weißt du, woran ich gerade denke?
An einen wunderschönen Abendtraum.
Der Wind hat ihn mir zugetragen, obwohl die Herbstblätter ihn fallen ließen.
Und in deinem weißen Leinenbeutel liegen meine Hoffnung und deine Sehnsucht.
Ich halte ihn jetzt fest für dich und lebe.


© Marcel Strömer
(Bremen 1997)

Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung,sowie Übersetzung. Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden!
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