Gedichte über Einsamkeit - Seite 136

Der Einsiedler


Es nahm ein Mensch in Lebensgröße
Am Leben teil mit viel Getöse,
War im Netz hier und im Netz da,
Besuchsweis' in Amerika.

Unstet sein Wesen, seine Art,
Er trug ja einen Backenbart,
Musste sein Lebtag kritisch sein,
Blieb daher einsam und allein.

Denn diese Welt war ihm nicht recht,
Er mocht' kein weibliches Geschlecht,
Kam überall ihm in die Quere,
Wo er doch nur das Mannsbild ehre.

Er wollte nichts von Frauen wissen,
Da gab's kein herzen und kein küssen.
Viel lieber trank er roten Wein –
Und schloss sich in sein Zimmer ein.

Hatte er sich genug gegeben,
Begann er sichtlich aufzuleben
Und kritisiert' in Forenwelten
Alle, die ihm gar nichts gelten.

Das Netz kam ihm gerade recht,
Dort machte er die Besten schlecht.
Er merkte nicht, wie grau die Haare,
Ihm flohen seine Lebensjahre.

Doch dann erbarmte sich ein Weib,
Nahm ihn zu sich zum Zeitvertreib
Und half ihm endlich auf die Beine:
Sie führte ihn zum Sonnenscheine!

Endlich verließ er nun sein Zimmer,
Schraubte höher seinen Dimmer,
Wanderte, wo Blüten leuchten,
Flüsse ihre Ufer feuchten.

Endlich kam so das späte Glück
In jene Einsamwelt zurück,
Wo bei beständigem Verführen
Er nichts mehr musste kritisieren.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Es tanzen Schatten durch das Land
Lachen von der Häuserwand
Vor Angst zittere ich im Gewandt
Sowas war mir ganz unbekannt
Ich laufe hierhin
Laufe dorthin
Doch meine Rettung scheint so fern

Nichts vermag mich zu befrein
Bin ich auf der Welt ganz allein
Kann denn niemand bei mir sein
Und mich lösen von der Pein?
Angst verklärt den Sinn
Weiß nicht, wo ich bin
Nun sehe ich dich, mein Abendstern

Du versendest dein helles Licht
Bringst mir ein Lächeln ins Gesicht
Das niemals mehr von mir abbricht
Darum widme ich dir das Gedicht
Das es dich erfreut
Wie du alle Leut‘
Die dich sehen, mein Abendstern

Die Dunkelheit wird niemals siegen
Werde ihr niemals erliegen
Werde zu den Sternen fliegen
Und dich als Dank dafür lieben
Weil es dich gibt
Bin ich verliebt
In dich, ganz allein, mein Abendstern

Ich sitze hier im Sonnenschein
Mit der Gitarre auf meinem Bein
und die Erinnerungen an die Vergangenheit
Es verlief doch alles ganz fein
doch warum bin ich dann so allein
und wie kam es bloß nur soweit

Mir geht es gut
Ich bin gesund
Doch fühle ich in meinem Seelengrund
Diese Leere, schaue ich auf alles zurück

Ich dachte: Ich würde alles verstehen
Ich müsste nur meinen Pfad weitergehen
doch jetzt füllen Tränen meinen Blick
Schaue ich auf die Vergangenheit zurück

Kann ich es nicht verändern
Oder die Zeit zurückdrehen?
Muss ich weiter schlendern
und weiter dabei zusehen
auf das Leben, in dem ich alles verlor
und ich wünschte, es wäre wie zuvor

Doch es gibt für nichts mehr ein Zurück
Nur mehr diesen trostlosen Rückblick.
und ich bleibe weiterhin allein
mit der Gitarre auf meinem Bein

Ich hasse den Mann, der ich bin
Und diesen ganzen Irrsinn
Sehe ich ein Licht in dieser Dunkelheit
Dann lösche ich es mit großer Sicherheit
Und verende weiter in der Einsamkeit
Ich hasse den Mann, der ich bin

Ich hasse den Mann, der ich bin
Und diesen ganzen Irrsinn
Ich traf diese Frau beim Spiel‘n im Internet
Wir hatten sehr viel Spaß in jeglichem Chat
Mehr als dies wollt sie nicht, für sie war ich zu nett
Ich hasse den Mann, der ich bin

Ich hasse den Mann, der ich bin
Und diesen ganzen Irrsinn
Ich ging mit einer Schönheit gemeinsam Pizzaess‘n
Vor Aufregung nannte ich nicht all meine Interess‘n
Sie dacht‘ wir hätt‘n keine, doch war ich auf ihre versess‘n
Ich hasse den Mann der ich bin

Ich hasse den Mann, der ich bin
Und diesen ganzen Irrsinn
Ich hab‘ keinen Freund, der mich erheitert mit ´nem Scherz
Der meine Sorgen lindert, wie auch sämtlichen Schmerz
Ich fühle mich als falle ich stetig nur abwärts
Ich hasse den Mann, der ich bin

Ich hasse den Mann, der ich bin
Und diesen ganzen Irrsinn
Ich wär‘ gern ein and’rer und ich hab’s auch probiert
Doch es hat nicht mal ein paar Tage funktioniert
Kurz darauf war ich leider wieder zurück mutiert
Ich bleibe der Mann, den ich hass