Gedichte über den Tag - Seite 185

Komm ich früh aus dem Bett gekrochen,
zerknittert wie Stanniolpapier,
dann reck ich erst einmal die Knochen
und streck mich wie ein Fabeltier.

Gleich darauf verschwinde ich im Bad,
dusche heiß, putz mir die Zähne,
dann rasier ich meine Stoppeln ab,
sorg auch sonst noch für Hygiene.

In der Küche brüh ich mir Kaffee,
koch mir ein weiches Frühstücksei,
und weil ich grad am E-Herd steh,
erhitz ich Brötchen nebenbei.

Nach dem Essen räum ich wieder auf,
renn hin und her beim Staubsaugen,
das stärkt enorm den Blutkreislauf,
soll sogar als Frühsport taugen.

Dies und mehr, das ist mein Alltagstrott,
ich leb ihn gern und fühl mich gut,
doch wenn ich ehrlich bin, oh Gott,
packt mich so manches Mal die Wut.

BITTE EIN STÜCK ZURÜCK

Fuhr eine Frau mit dem Taxi im Mai,
sie hat gerade zehn Euro dabei,
aber sie hat mit dem Fahrpreis kein Glück, -
zwölf Euro kostet das recht kurze Stück!
"Bitte, Herr Fahrer - ein kleines Versehn -
um zwei Euro rückwärts, ich habe bloß zehn."


EIN KOMISCHER GESCHMACK

Der Gast im Lokal hat das Essen gekostet.
Es schmeckt so, als wäre das Schnitzel verrostet!
"Herr Ober, sehr komisch schmeckt dieses Gericht!"
"Dann frage ich Sie: Warum lachen Sie nicht?"


SECHS WÖRTER SO BILLIG WIE DREI

Schotten sind geizig und nicht sehr gesellig.
Heut aber ist eine Anzeige fällig.
"Marta ist tot" formuliert er mit Fleiß.
"Sechs Wörter kosteten auch diesen Preis."
Gut denkt der Schotte, das Ding ist gelaufen:

"Marta ist tot - PKW zu verkaufen"