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Gedichte über das Böse - Seite 81


Die Legende von Nördlingen

So hört, ihr Leut’, von alter Mär,
die sich mal zutrug, lang ist’s her:
Im Jahre Vierzehnhundertvierzig war's,
am Anfang noch des Januars,

da zog der Graf Hans Oettingen
mit einer Schar nach Nördlingen
Der Graf war arm, sein Beutel leer,
die Stadt begütert ja so sehr

'Da könnt' man seine Not beenden,
mit einem Raubzug alles wenden'
So dacht er und bestach die Wachen
am Löpsinger Tor mit guten Sachen

Dreikönig war's am späten Abend,
die Wachen froh am Mahl sich labend,
sie spielten Würfel und sie soffen -
und das Stadttor, das blieb offen

Ein Schwein, das war dem Stall entwichen
Es kam zum Tor, grad dem nämlichen
und genoss mit vollen Zügen
sich dort abzureiben mit Vergnügen

Den Wertesten von jener Sau,
den sah des Lodenwebers Frau,
die auf dem Weg zum Wirtshaus war
um Bier zu holen früh im Jahr

Erblickte jenes off'ne Tor,
die trunk'nen Wachen noch davor
und rief entrüstet denen hin:
"So, G'sell, so!?" mit lauter Stimm'

Das Schwein, das quiekte und verschwand
Der Ruf, der weckte das Umland
Die Wachen hat man gleich verhaftet
Das Tor verschlossen, wohlbeachtet

Der Graf, der musste wieder heim
Und schuld daran war dieses Schwein,
das sich da nächtens wohlig rieb
und folgte seinem inn'ren Trieb

Die Wächter hat man viergeteilt
Die Strafe hatte sie ereilt,
weil sie die ganze Stadt verrieten,
um sie dem Grafen feilzubieten

Seit dieser Zeit ruft jede Nacht,
der Türmer, der die Stadt bewacht
vom 'Daniel' hoch zur Stadt hinunter:
"So, G'sell, so!" - bist du noch munter?

Glücksbringer, Star und Talisman
war jenes gute Schwein fortan
Man findet's heut' noch hochverehrt,
wenn man die schöne Stadt durchquert

https://youtu.be/417Yj28DeKg
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Das Mär' der Einfachheit

Die Tage sind dunkel, welch Hektik, welch Krach.
Nun liege ich des Nachts wieder wach,
Gejagt von Worten und Gedanken,
über die wir debattieren, streiten und zanken.
Doch des Rätsels Lösung ist noch immer nicht gefunden.
Wir bestätigen uns gegenseitig, lecken unsere Wunden.

Es bleibt doch weiter ungelöst:
Werd' ich von Gott geliebt oder von Teufeln entblößt?
Tausche ich Moral gegen fragliches Gut?
Bin ich für Ordnung und Vernunft oder Chaos und Wut?
Soll ich schwach gnädig sein oder stark mit voller Härte,
Bleib ich einsam oder geh ich dort rüber und verrate meine Werte?

Es ist hitzig geworden, voller Emotionen.
Ich kann mich nicht mit Schweigen schonen,
kann nicht übersehen, doch auch nicht schlichten,
sehe zu wie wir uns hassen, uns vernichten.
Schnell erkenne ich, dass ich es nicht ändern kann,
und stelle mich in die Reihe zum Tor der Hölle an.

Es bleibt das Mär' der Einfachheit.
Der leicht ausgesprochene Satz, dass sich jedes Problem ließe lösen.
Doch wenn die Seele nach Befreiung schreit,
ergibt man sich dann den Bösen?
Wenn es uns voran bringt, egal über welche Leichen wir gehen?
Es wagen an den Zeigern des Schicksal zu drehen,
uns ergeben des Geltungsdranges Fluch?
Und all das für ein Kapitel in einen Buch...

Ein paar Wenigen ist das Licht des Tages angedacht,
doch uns, den Großteil, gehört die Nacht,
in der wir dran dachten, wie die Welt sein sollte.
in der ich entschied, wo ich hingehören wollte
und wo ich mich in 10 Jahren vielleicht sehe.
In der mein Herz im Kopf Unruh' wieder stiftet,
in der ich träumt', dass ich vor dem Baum der Erkenntnis stehe,
dessen Früchte zwar süß sind, doch auch vergiftet.

N.Fender
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