Ein zartes Pflänzchen
Zuweilen sind die Wurzeln faul.
Pflanzwachstum kümmert vor sich hin.
Im fehlt zur Wehr das Löwenmaul
zum Brüllen gleich von Anbeginn.
Stattdessen duckt es sich im Dunkeln;
bewundert Eichen und die Linden -
sieht zu, wie Augenpaare funkeln
und sich in blaue Bänder binden.
Es wird rebellisch mit der Zeit;
kriecht mürrisch aus der harten Schale -
spannt seine zarten Blätter weit
und sendet fernhin Lichtsignale.
Prall rosarot lockt die Lupine
den zögernd - scheuen Pflanzenmann.
Sie dehnt sich und verscheucht die Biene,
damit er sich ihr nähern kann.
Sie schmiegt sich an – er streckt sich stolz,
vergisst das mühevolle Reifen .
Vorbei der Neid auf Eichenholz,
Nun gilt es: Leben zu begreifen.
Manchmal fühlt er wie einst sich schwach.
Lupinchen mag´s nicht, wenn er kneift;
sie rüttelt gnadenlos ihn wach,
worauf er rasch die Flucht ergreift.
Die Hoffnungsträume schiebt er weg,
umwickelt sich mit zarten Blättchen -
zieht schmollend, trauernd ins Versteck;
zurück ans rostig Wurzelkettchen.
Die Schuld daran trägt die Lupine -
so brummelt er in seine Blätter.
Er sucht sich nun die Columbine
im lila Kleid und viel, viel netter.
*Ähnlichkeiten mit menschlichen Pflanzen sind rein zufällig
(C) Ingrid Bezold