Wie geht es dir?
Ein Spruch zur Begrüßung,
eine Floskel
aber wie geht es mir wirklich?
Da ist der Schmerz
und die nie enden wollende Trauer
über die Menschen,
die nicht mehr sind.
Menschen,
die ich auch heute noch
so sehr gebraucht hätte.
Zum Lachen, zum Weinen,
zum füreinander da zu sein.
Da ist die Verbitterung
über all die ungenutzten Möglichkeiten,
die verpassten Gelegenheiten
und all die Dinge
die ich nicht mehr tun kann
obwohl sie früher
ein Teil meines Lebens gewesen sind.
Da ist die Furcht,
dass meine Fassade bröckelt,
dass ich sie nicht mehr
aufrecht erhalten kann.
Vor Andere, vor mir.
Eine Fassade die verdecken soll,
dass ich nicht mehr so stark bin
wie früher.
Eine Fassade,
die den Satz:
"Ich kann nicht mehr."
unter bunten, fröhlichen Farben
verdecken soll.
Da ist die Panik
vor Krankheiten.
Krankheiten, die mich hilflos machen
und zur Last, zum Ballast
werden lassen,
für all die Menschen,
die ich liebe.
Ich habe Angst,
Angst noch zu Lebzeiten vergessen zu werden
Angst vor der Einsamkeit,
nicht mehr geliebt zu werden.
Wie geht es dir?
Eine Floskel,
einfach so daher gesagt,
oft ohne Interesse
an einer wirklichen Antwort.
Und während mir das alles durch den Kopf geht,
lächel ich
und höre mich sagen:
"Danke, es geht mir gut."
© Michael Jörchel