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Gedichte über Alltägliches - Seite 817


Das Schatzkästchen Teil 2

Heute muss ich es euch sagen,
ich konnt es einfach nicht ertragen;
sie ließ mir einfach keine Ruhe,
Omas kleine Schätzchentruhe.
Selbst in des Schlafes wilden Träumen
wollte ich sie nicht versäumen.

Und träumend habe ich erkannt,
sie sagte doch gar nicht „verbrannt“.
Ich habe im Traume mich gestreckt,
da fiel mir ein, es hieß „gesteckt“.
Plötzlich schwanden meine Sorgen
und ich schlief fest bis zum Morgen.

Omas Wohnung war zwar geräumt,
nur die Schlüssel hatte man versäumt.
Darum stand um sechs ich schon
vor dem Haus mit einem Karton.
Und wie früher bei Besuchen immer
stürzte ich gleich in Omas Schlafzimmer.

Denn dort stabil gebaut in der Ecke
stand ein Ofen bis an die Decke.
Solange ich nur denken kann,
brannte man dort kein Feuer an.
Wenn man will erholend ruhn,
hat man mit heizen nichts zu tun.

Ich habe erst ganz aufgeregt
ein Messingrad samt Riegel bewegt.
Die verschnörkelte Guss Tür am Rande
erinnerte an den Tresor der Olsenbande.
Sie öffnete sich schwer doch leis,
gab den Blick auf eine zweite preis.

Die Spannung stieg, ich zog am Ring,
da öffnete sich das ausgeglühte Ding.
Und siehe da, etwas verstaubt,
hab ich das Schatzkästchen geklaubt.
Ich hörte erste Schritte schon,
da schob ich‘s schnell in den Karton.

Es muss nicht jeder alles wissen,
doch ich wollte hier nichts vermissen.
Ich habe dann etwas Geld bezahlt,
ein Radiologe hat es 3D bestrahlt.
Mit dem Kästchen auf dem Schoß,
sah ich dank PC in das Schloss.

Der passende Schlüssel ward gemalt,
bestellt, geliefert und bezahlt.
Ich holte Chips und ein Glas Wein,
denn feierlich sollte die Handlung sein.
Und endlich auf der Couch in aller Ruhe
öffnete ich Omas Schatzkästchentruhe.

08.04.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Hörprobe

Hörprobe

Man wird durch manchen Lärm gestört,
wenn man noch Flöhe husten hört,
die Welt kommt Dir viel stiller vor,
nimmt man sie wahr mit altem Ohr.
Der erste Schlag ist fürchterlich,
die Grille zirpt nicht mehr für mich!
Die Frau fragt mich: » Hörst Du die Grille? «
Du strengst Dich an, alles nur Stille.
Verschwunden ist der hohe Ton.
Noch hört man zwar das Telefon,
den Klingelton, in manchen Fällen,
muss man dagegen lauter stellen.
Ruft Dich die Frau zum Mittagessen,
dann hörst Du das zwar noch, indessen,
will jemand Deine Ruhe stören,
kannst Du das plötzlich nicht mehr hören.
Wenn man zu seinem Dackel spricht,
er hört zwar, doch erhört Dich nicht.
Kommt uns jemand wichtig vor,
sagt man zu ihm: » Ich bin ganz Ohr! «
Doch bei dem Schwätzer, unverdrossen,
hält beide Ohren man verschlossen.
Redet Dich einer schwach, oh Graus,
dann hilft nur eins, hier rein, da raus!
Damit der Unsinn, welch Entsetzen,
nicht Zeit bekommt, sich fest zu setzen!
Doch hört man gern, mit Wohlgefallen,
den Gesang der Nachtigallen.
Man hört nicht hin, wenn einer tobt,
doch eher schon, wenn man Dich lobt.
Der Mensch ist meistens voller Groll,
hört er, was er nicht hören soll,
er ist enttäuscht, weil er erfährt,
nicht allen ist er etwas wert.
Wie schön, kann man ein Weib betören,
und endlich wird es Dich erhören.
Wobei auch hier, in manchem Fall,
das Lustgestammel, Rauch und Schall.
Von der Instanz verhört zu werden,
ist wohl das Grässlichste auf Erden,
denn dann ist man, wer kennt das nicht,
ein hoffnungsloser, kleiner Wicht.
Wenn einer grob, Gott sei’s geklagt,
sie werden von mir hören sagt,
dann lebt man doch recht unbeschwert,
wenn man von dem Kerl nichts mehr hört.
Hört zu, was ich noch sagen will,
wer nichts zu sagen hat, sei still!
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