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Gedichte über den Abschied - Seite 243


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RIP

Angespült,
ruhig, nicht mehr aufgewühlt
das Meer hat mich ausgespiehn
komme langsam zu mir, realisiere,
ich habe überlebt
das Fauchen des Sturms ist nicht mehr
Gischt schreit nicht mehr
-Stille-
Blicke in den Himmel,
sanftes Weiß treibt durch Blau
wo bin ich?
Wo sind wir?
Welches wir?
Sturm zerriss unser Segel
Orkan zerschmettert unser Boot
Gestorben, kein Entrinnen, höchste Not
-Stille-
Erinerung erwacht
Über mir der Himmel, sternenklare Nacht
Zieh mich aus dem Wasser, letzte Kraft
atme, hab es bis hierhin geschafft
was wird jetzt kommen, beklommen liege ich da
alleine und weine, neue Welt, doch diese Welt scheint nicht meine
es ist wie in diesem Lied
es fehlt ein Stück, gib mir Glück zurück
stehe auf, zittern in den Beinen
der Kopf schreit lauf
-Stille-
Lächle, Beine tragen, sind so lange nur geschwommen
erhabenes Gefühl fester Grund auf dem ich steh
hier gibt es kein ertrinken
dreh mich
schau zurück aufs Meer und weiß,
unser Schiff gibt es nicht mehr
es scheint so friedlich sanft
lass mich nicht mehr täuschen, kenne seine Gewalt, 
reißt sein gieriges Maul auf
verschlingt und gibt nie wieder preiß
Nein, werde nicht rausschwimmen
Unser Schiff gibt es nicht mehr
alles versunken,
glatt zieht das Meer seinen Vorhang 
und gibt es nicht mehr her
Sitze auf den Klippen, komme manchmal noch zum Meer
schaue über Wasser
Ganz selten zucke ich zusammen,
Wenn das Auge glaubt ein Boot im Sturm zu sehen
weit da draußen und Wind Fetzen von Rufen zu mir trägt
Bilder, stirb endlich
Das Schiff gibt es nicht mehr
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Schattenweg

Bin fortgefahren auf meinem Weg.
Noch einmal stehen geblieben, umgedreht,
In der Ferne ganz verschwommen ein Ereignis steht,
schemenhaft auf diesem Schattenweg.
Noch einmal Töne hören, Bilder sehen, 
Gefühle spüren, die im Wind verwehen.
Erinnerung erwacht an diesen ersten magischen Moment;
Kopf geht aus und Herz entbrennt, Atem stockt und Herzschlag rennt.
Gibt nichts umsonst, hat alles seinen Preis.
Bezahlen wir jetzt, wie Flocke strahlend weiss, 
die sich verirrt ins Wüstenheiss.
Stürzt als Tropfen nun zurück zur Erde,
in den Staub, auf das sie auch zur Erde werde.
Kann man aus diesem Tropfen wieder eine Flocke machen?
Aus kalter Asche neue Glut entfachen?
Aus diesem Hauch die Worte formen,
Gegen Naturgesetz und Himmelsnormen?
Horche, hoffe, dieses letzte Mal; bitte rede, frag.
Aus Stille ist der Sarg, 
legt kleine Liebe sanft ins leere Grab.
Hab aufgehört mich umzusehen, bleibe nicht noch einmal stehen.
War gefangen von Tönen, die schön klangen, 
als wenn Engel Himmelslieder sangen.
Laufe weiter auf dem Weg, hab mich nicht mehr umgedreht, auf dem langen Schattenweg.
Töne rufen hinterher, 
wie die Flüsse fließen sie zurück ins Meer.
Hören dann auf dort zu sein, 
wie meine Erinnerung nicht mehr wahr, nur noch Schein.
Mag nicht mehr fühlen, 
Seelenfunken sprühen und lassen sich nicht kühlen.
Meide jetzt die Herzenstiefe, 
damit nicht die Geister die ich riefe, 
mich nochmals in tiefe Spalten spülen.
Bin nicht mehr stehen geblieben, nicht mehr umgedreht, ziehe weiter auf auf dem Schattenweg.
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