Gedichte über den Abschied (Seite 239)

Schmelzwasser

Nun dreht der Wind
Bringt sanft und doch bestimmt
Noch einmal kalte Ströme.
Der Frost erstarrt
Die Welt verharrt
Alleine.

Endlich kommt die Ruhe
Und weisse Flocken decken
Mit Würde dunkle Flecken
Dass Bitt’res weich gedämpft
Wo gestern noch gekämpft
Verzeih - es sei verziehen.

Dann kommt der Frühling, es ist soweit:
Schmelzwasser schleift den Kummer glatt
Mischt aus schwarz und weiss ein graues Matt
Bis hinter den Tropfen
Ein bunter Bogen erscheint:
Erinnerung an Zwei- und Gemeinsamkeit.

Du bist fort (Hund)

Und irgendwann bist du dann fort,
an einem weit entfernten Ort.
Ich als Mensch
werd es wohl nie verstehen,
warum muss ein Hund
schon so viel früher gehen?
Warum rast die Zeit mit einem Tier
so schnell dahin?
Wo sind all die vielen Tage hin?
Gestern noch warst du bei mir.
Seit heute doch
bist du - nicht mehr hier.
Was bleibt sind die Erinnerungen
an eine wunderbare Zeit mit dir.
Welch Glück ich hatte dich zu finden.
Ich danke dir dafür.

Meine Seele weint (keine Pfote am Morgen)

Meine Seele weint.
Mein Herz ist zertrümmert.
Mein Ich liegt in Scherben
Und nun stehe ich hier
und denke bei mir :
Wie wird es wohl sein?
Ohne Dich - ganz allein
Keine Pfote am Morgen
in meinem Gesicht.
Kein: Komm steh auf!
Alleine Gassi gehen, will ich nicht.
Keine Zunge am Bein.
Kein Gebelle am Abend -
hurra, endlich bist du daheim.
Sechs Wochen noch -
vielleicht auch länger,
das sagte der Tierarzt zu mir.
Ich kann es nicht begreifen -
sprach er von dir?
Wir beide ein Team -
alles zusammen gemacht.
Immer an den anderen gedacht.
Tränen laufen mir übers Gesicht.
Ich glaube es einfach nicht.
Warum wählte das Schicksal
Dich?

Gedichte über den Abschied - Seite 239

Schmelzwasser

Du bist fort (Hund)

Meine Seele weint (keine Pfote am Morgen)