Gedichte über Vögel - Seite 36

Vogelkind im Federpelz
Hockt im Loch im steilen Fels
Sitzt im hohen Baum im Nest
Wohl noch ein paar Tage fest
Denn sein dicker, weicher Flaum
Eignet sich zum Fliegen kaum
-
Vogelkind – ein Nimmersatt
Weil’s so großen Hunger hat
Schreit so lang und laut es kann
Eltern schaffen Futter ran
Wechselseitig, pausenlos
Doch sein Hunger ist zu groß
-
Vogelkind – was das jetzt soll
Kriegt den Schnabel niemals voll
Ist die ganze Zeit am Schrein
Kriecht, als es nur kurz allein
An den Rand, jetzt wird es knapp
Ach herrje! Schon stürzt es ab
-
Vogelkind im Federpelz
Hockt nicht mehr im Loch im Fels
Sitzt nicht mehr im Baum im Nest
Stell`n auch seine Eltern fest
Also fressen Vater, Mutter
Eben selbst das Vogelfutter

Die ganze Welt wird stets gezählt,
jeder kommt in den Bericht,
damit letztlich keiner fehlt,
vor dem einst Jüngsten Gericht.

Und gestern kamen welche gezogen
nur mit Bleistift und Papier.
Sie nannten sich Ornithologen
und zählten die Vögel bei mir.

Ich dachte, sie bezahlen angemessen,
laut einer Richtlinie der EU,
was die Vögel in 10 Jahren verfressen
und das Futterhaus dazu.

Ob Spatzen, Meisen, Finken und Specht,
auch die Amseln kommen alle Tage,
da wäre es doch nur gerecht,
wenn ich mal nach dem Ausgleich frage.

Sie zählten laut, sie zählten leise,
sie zählten die Krähen- und Elsterplagen,
dabei kannte ich doch jede Meise,
sie brauchten nur zu fragen.

Um eine Entschädigung zu bekommen,
drehte ich zu jedem meine Runden.
Ich habe kein „Lebewohl!“ vernommen,
doch plötzlich waren sie verschwunden.

12.01.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Ach herrje, was soll ich tun?
Sprach dereinst das Legehuhn.
Ständig raubt man meine Eier,
ist doch stets die gleiche Leier.

Leg mein Ei mit aller Mühe,
jeden Morgen in der Frühe.
Doch mein Glück kennt keine Dauer,
kurz darauf kommt stets der Bauer.

Sucht und findet das gelegte
Ei, das gute und gepflegte.
Mir bleibt stets nur das Getreide
und der Ausgang auf der Weide.


Mich kann das schon sehr erregen,
warum soll ich Eier legen?
Die man mir meist später klaut
und dann in die Pfanne haut.

Soll mir stets den Arsch zerreissen
und die vielen Eier scheissen .
Darf nie rasten oder ruh´n,
bin nur ein armes Legehuhn.

© Hansjürgen Katzer, Mai 2002

Seit Millionen Jahren,
als die Dinos noch aktiv waren,
hat eine besondere Art überlebt
zwar kennt jeder die kleine Maus,
aber kaum einer die tagscheue Fledermaus

Sobald die Dämmerung einkehrt,
das Abendrot uns wieder beehrt
wird es unter dem Dach lebendig
diese Flattermaus - man sieht sie kaum -
flattert hervor aus des Daches Saum

Minuten später belebt sie den Abendhimmel
es herrscht ein großes Nachtflug-Gewimmel
fängt ihre Nahrung behende im Flug
- Fliegen und Insekten gibt es genug -
gegen Morgen beginnt dann ihr Rückflug

Wenn der erste Mensch wacht auf,
sind die Tierchen wieder im Haus
sind dann satt und müde
hängen sich wieder auf
und ruhen sich bis zum Abend aus

Dieser Strategie verdanken sie
ihr Dasein seit Millionen von Jahren
waren schon da vor unseren Ur-Ur- Vor-Vorfahren
es grüßen auch sie,
schauen sie heute Abend vors Haus
der Abendsegler, das Mausohr
die Hufeisennase
und die kleine Zwerg-Fledermaus