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Gedichte über Unglück - Seite 18


Gefährliche Begegnung

….Das Schicksal bringt der Menschen Wege
oft miteinander ins Gehege.
Nachdem sie sich nie vorher sahn,
kreuzt sich auf einmal ihre Bahn,
wobei der eine mit Gewalt
beinahe auf den andern prallt.
….Der eine etwa steht im Haus
und hat nur einen Wunsch: Hinaus!
Er denkt im Schein des trüben Lichts
nichts Böses, noch genauer: Nichts.
Dem anderen, der draußen steht,
es grade umgekehrt ergeht,
obwohl, wie er die Schritte lenkt,
auch er nichts und nichts Böses denkt.
Bestrahlt von hellem Sonnenschein
hat er nur einen Wunsch: Hinein!
….Doch gibt es eine Schwierigkeit:
Sie wollen es zur gleichen Zeit.
Gleichzeitig sind sie an der Tür,
die sie erwählt nach eigner Kür,
und keiner kennt in seinem Wahn
des andern Existenz und Plan.
Der eine zieht, der andre drückt;
was sie noch trennte, wird verrückt.
Der eine drückt, der andre zieht;
ein Unglück droht, falls es geschieht.
….Im allerletzten Augenblick
springt jeder einen Schritt zurück.
Von unbekannten Hindernissen
so heftig aus der Bahn gerissen,
probieren sie, den Geist zu sammeln,
wobei sie wirre Worte stammeln,
die eindrucksvoll begleitet werden
von liebenswürdigen Gebärden,-
ein mittelalterlicher Tanz
voll Meisterschaft und Eleganz.
Ein jeder zeigt sich höchst zufrieden,
weil schlimmere Gefahr vermieden,
und deutet taktvoll an, er wolle,
dass erst der andre gehen solle.
So tauschen sie geraume Zeit
Beweise ihrer Höflichkeit.
….Doch dann wird das Brimborium
den Hauptbeteiligten zu dumm.
Sie schmieden stumm und heimlich Pläne,
und plötzlich ändert sich die Szene.
Denn beide stoßen wie im Zorn,
doch ohne Warnungsruf nach vorn,
getrieben von der Raserei,
der schmale Weg zum Glück sei frei.
….Ein dumpfer Schmerzensschrei erklingt,
als ob wer mit dem Tode ringt,
wonach sich zwei Beinaheleichen
mit letzter Kraft vom Schlachtfeld schleichen.
….Das Fazit des Zusammenpralls
ist kompliziert und keinesfalls
als Minus oder Plus verbucht.
Es sei nichtsdestotrotz versucht:
Der Mensch ist, wie er`s immer war,
im Grunde unberechenbar,
entgegenkommend und verletzend,
nachgiebig und sich widersetzend.
Daher das Spannungselement
sogar bei Menschen, die man kennt.
Silesio
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Nachtfahrt

(Eine epische Episode)

Wer fährt denn da so spät den Weg entlang?
Kurz nach des Sonnensternes Untergang?
Leise hört man stetes Atmen
Des Freilaufs Klickern will verraten

Es ist ein Radler mit seinem Gefährt
Der sich gegen das Dunkel wehrt
Leise ruft er Mond und Sterne
Die leuchten in zaghaftem Dunst, in weiter Ferne …

Seine Lampe strahlt und leuchtet stark
Sie machts Helle wo es sonst nur „Dark“
Man hört spitze Steinchen flitschen
Die dann geschwind übern Boden titschen

Mit seinen Gedanken ist er schon daheim
Doch vorerst rollt er HIER, allein ...
Käuzchen sitzen links und rechts im Baum
Starren des Wegs entlang, man sieht sie kaum …

Wolken schieben sich vor dichten Dunst
Das letzte Fünkchen Licht entschwindet
Des vergang‘nen Tageslichtes holde Gunst
Zur Gänze sich dem Radelnden entwindet

Ein Vögelchen, es ist schon dunkle Nacht
Hat sich gerade noch in Sicherheit gebracht
Es z i e h t ein kalter Wind durch das Geäst
Noch regnets nicht, ist‘s nicht benässt

Jämmerlich forsches Ächzen ist zu hören
… Zwei Bäume, die sich im Winde reiben …
Den Radler beginnt es schon zu stören ...

Wohin soll es ihn an diesem Abend treiben?


Der Weg kennt des Nachts kein Ende
Die Dunkelheit wirkt tief, kalt und leer
Scheinbar gibt‘s gleich keine gute Wende!
Der Radler konzentriert sich wirklich sehr ....

Zwei hell leuchtende Punkte, links vom Wege …
… Gleich neben einem bemoosten Stamm ...
Erstaunt, was in der Natur doch noch alles Rege!
Des Radlers Kluft wird vom Schweiße langsam klamm …



Klingt da nicht ein leises Heulen?
Oder war das nur der Wind?
Den Radler beginnt's im Wald zu graulen
Er bemerkt, dass was nicht stimmt ...


Um eine Kurve geht es nach rechts
Zudem für ein gutes Stück Bergauf …

Um diese Zeit das Pochen eines Spechts?
Des Schicksals Plan nimmt seinen Lauf ...

***

Die Wolken staffeln sich mittlerweile dicht
Tropfen treffen immer wieder
Kein schimmernd Sternenlicht …
Stattdessen zuckt ein Blitz hernieder !!!

Der Wind frischt auf, die ersten Böen
Die Äste biegts! Das ist der Föhn ...
Den lehmigem Hohlweg hinauf ... Es ist nicht schön ..
Am Winde liegts !!! Was ein Gestöhn ...

Der Weg senkt sich ins Tal
Die Fahrt wird zügig, schnell
Der Pfad hier rutschig, schmal
Vorsicht und Wagemut im Duell

Keine Drehung der Kurbel mehr im Kreise
VORN TAUCHT AUF EIN DICKER AST ...
… es scheint das Ende dieser Reise ...

Rad und Herzl holpern... . FAST ... !!!


Die Bremsen quietschen, rucken ...
Das Rad rutscht noch gutes Stück
Des Radlers Augenlieder zucken
Er reißt sich hoch vom Sattel, hat dabei großes Glück ...

Das Rad so gerade noch gefangen
Hat es ihn beinah erfasst !
Das Lachen schon vergangen ...
Hat es so gerade noch gepasst

Es vergehen einige Sekunden
Erstes Händezittern überwunden
Seine Hose, die ist schmutzig... , Stürze mag er nicht
Sein Innerstes wirkt trutzig, trägt Trotz er im Gesicht

Hat es doch gut gegangen
Nichts Schlimmes ist passiert
Hats Unglück sich verfangen
Sich selbst wohl arg geniert ...

***

Donner und Wolken sich indes verzogen
Füchschen hat sich davon gemacht
Vom "Komm mit" der Käuzchen betrogen

Scheinen Mond und Sterne nun in der Nacht

*****

Daheim bald angekommen, das Rad in dunklem Keller abgestellt
Immer noch ganz versonnen, des Radler Stube wird durch Licht erhellt
Nach dem Abendbrot und ein, zwei Stündchen Ruh
Legt er sich auf die Schlafstatt nieder, schließt die Augen zu

So liegt er noch da für ein kurzes Weilchen
Träumt vom Geschick als kleinstes Menschenteilchen
Schläft dann ein und träumt sodann
Wohin Radeln des Nachts doch führen kann ...


© Auris cAeli
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