Gedichte über Trauer - Seite 8

ich weinte
als der Krieg ausbrach

zuerst weinte ich
um den Tod des Friedens
in meinen Träumen, die ich liebte

dann weinte ich
um den Tod der Freiheit in
meinem Glauben an eine bessere Welt

nun weinen
die Toten aus mir
um ihre Träume, die sie liebten
um ihren Glauben an eine bessere Welt


und es weinen
noch viele, die ihre Träume
ihre Liebe und ihren Glauben an den
Menschen verlieren - mitten unter uns

Ein Glückspilz bin ich sondergleichen,
bin einer der besonders Reichen,
und keiner raubt mir meinen Schatz,
er ruht an einem sich´ren Platz.

Mein Schatz besteht aus purem Gold,
dem jeder höchste Achtung zollt,
weil´s haltbar ist und herrlich glänzt
und selbst ein Königshaupt bekränzt.

Nicht ist´s im Erdreich eingegraben,
wo andre ihre Schätze haben,
auch nicht in diebessich´rer Bank
in irgendeinem Panzerschrank.

Ich hab´s am Leib, in meinem Mund,
und das hat seinen guten Grund:
Ich kann es 1) nicht vergessen,
und 2) hilft es mir beim Essen,

und 3), sollte ich mal sterben,
bleibt auch noch etwas für die Erben,
wenn man, von Tränen fast erblindet,
das Gold in meine Asche findet.

Auf dies Gold freut sich heute schon
die nächste Generation.
Drum liebe Erben, seid nicht dumm,
kratzt euch durch´s Krematorium!

Silesio

Wo ich auch bin,
will ich nie lange bleiben,
als würd' mich irgendwas
aus allem treiben.

Die Ruhe lässt
die Traurigkeiten steigen;
innere Unruh'
mich nirgendwo ausbreiten.

Es zieht mich fort,
hinaus, in ferne Weiten;
fort aus den schweren
Schatten, die nicht weichen;

Fort aus all'
meinen heimatlosen Zeiten -
um dich, du Heimathoser,
zu begreifen.


*für meinen Sohn Danjar