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Gedichte Über Sterben - Seite 59


Lebensbetrachtungen auf dem Sterbebett

-1-
Bald wird er röchelnd mit dem Tode ringen,
nicht Zeit haben, darüber nachzusinnen
welches Schicksal Gevatter Tod für ihn bringt,
wer vor seinem Sarg Grabgesänge anstimmt.
-2-
Für dürftigen Lohn hatte er sich geplagt
Hunger hatte an Eingeweiden genagt,
endlose Plackerei, darbender Verzicht,
als säßen Richter über ihn zu Gericht.
-3-
Die Krebserkrankung hat ihn dahingerafft,
Furcht hat er vor der immerwährenden Nacht
Schandtaten hatte er doch nie begangen,
deretwegen man ihn könnte, belangen.
-4-
Seine Kräfte sind seit Langem gebrochen,
Metastasen kamen durch ihn gekrochen
seines Fleisches Festigkeit langsam zerfällt,
von Tag zu Tag entrückt er schneller der Welt.
-5-
Unerträglich, körperliche Gebrechen,
Gedanken ans Sterben verlieren Schrecken
langsam verstummt sein Jammern und Wehklagen
er sehnt herbei, Erlösung von den Qualen.
-6-
Zum qualvollen Dahinscheiden verurteilt
ist er zur Annahme des Todes bereit,
vielleicht gibt, s nach dem Tod ein Weiterleben
der Schöpfer wird ihm Sünden vergeben.
-7-
So vieles blieb für ihn unausgesprochen
bevor der Krebs war tückisch ausgebrochen,
erst jetzt weiß er, was falsch war und was richtig,
was er wichtig dünkte, war meistens nichtig.
-8-
Hätte er sich, s Leben bloß nicht schwergemacht,
viel zu selten hatte er gescherzt, gelacht
wäre er nur anderen näher gekommen,
zu spät – er fühlt sich traurig und beklommen.
-9-
Unsinn, in der Vergangenheit zu graben
und die vertanen Chancen zu beklagen,
Gründe und Verhalten zu hinterfragen,
inzwischen hat nur noch der Tod das Sagen.
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