Gedichte über Realität - Seite 16

Das Leben hier war noch nie leicht
auf dem kalten Asphalt der Straßen,
kaum einer der wirklich was erreicht
denn Träume platzen hier wie Seifenblasen.

Man trifft fast nur Gauner und Verbrecher
die hier ihre kriminelle Laufbahn starten,
polizeilich bekannt mit Akten voller Straftaten immer provokant die nur darauf warten.

Dich in ihre Machenschaften zu ziehen
jeder 2te fängt hier an zu dealen,
alle wollen ihren Gewinn erzielen
den sie dann in der Spielothek verspielen.

Hier kennt man von Drogen alle Sorten
manchen werden sie sogar das Leben kosten,
doch ich liebe die Straße denn ich bin hier groß geworden und wie jeder weiß alte Liebe wird niemals rosten.

Ich war als Junge hier immer mit meinem Ghettoblaster zwischen Betonklötzen und Kopfsteinpflaster, doch dann wurden Drogen zu meinem größten Laster und was dann kam war ein echtes Desaster.

Am Ende der Geschichte musste ich neun Jahre in den MRV und war von meiner Freiheit so weit entfernt, doch ein was weiß ich heute ganz genau ich hab von der Straße so viel gelernt.

Machte mich das harte Straßenleben auch fast kaputt und kostete es mich viel Mut und Kraft, formte mich das zu einem Kämpfer aus der Hood
und hab ich es dadurch raus geschafft.

Denn im MRV lernte ich Disziplin
dadurch wurde ich zum Straßenpoet und bleib dem Schreiben treu, heute bin ich ein freier Mann und clean und im Herzen immer noch ein Hood Boy

Ihr alle, 'meine Herzensfreunde'!
Freunde. Bleibt alle, wo ihr seid!
Auch euch holt ein all' das Versäumte.
Nichts hab' ich noch für euch, was bleibt.

Im Tod. Mitten im Leben. Allein.
Viele sind's bisher gewesen.
An seinem Grab. Allein wollte ich sein.
Lebend im Tod. Im Grab verwesen.

Trost wollte ich nicht. Nicht euren Schmerz.
Mein eigner Schmerz war schon zu viel.
Doch nahe bliebt ihr mir. Treu das Herz.
Bis ich euch aus Erinn'rung fiel.

So viele Jahre sind vergangen.
Keiner, der klopfte an der Tür.
Mein Tod hielt mich noch lang' gefangen.
Ich brauchte euch. Ihr wart nicht hier.

Noch bin ich nicht mitten im Leben.
Ich weiß nicht, wo die Mitte ist.
Neu muss ich Leben Leben geben.
Es trägt nicht mehr euer Gesicht.

Grübeln, sich das Hirn verrenken,
griechisch groß, da war doch was!
Blick auf all die Kästchen lenken,
Noahs Sohn? Wer ist denn das?

Unentschieden, könnt' ich wissen.
Wasservogel? Wort für Zug?
Schon qualmt mir der Kopf verbissen,
langsam habe ich genug!

Wo ist nur die Zeit geblieben?
Mir fehlt Bienenzellenbau!
So viel Kästchen unbeschrieben,
wer nichts weiß, der ist nicht schlau!

Steppenhuftier? Hafenmauer?
Wie der Blutdruck mir doch steigt!
So ein Rätsel macht mich sauer,
das sich so beharrlich zeigt.

Hadernd schon mit Zornesröte,
ach, jetzt weg zum Altpapier!
Ziffer? Ein Gedicht von Goethe?
Nein, das ist nicht mein Pläsier...

© Hansjürgen Katzer, Juni 2023